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Decke der Form der Spitzbogen sich anschmiegen, und alle vier Wände verkleiden, 278 grössere und kleinere Schubladen, grösstentheils natürlich in der gewöhnlichen Form, aber auch, weil eben die Holzfällung der Steinarchitektur sich fügt, in Form eines dreiseitigen Prisma’s und selbst des Hemidoma. Obwohl das Holzgetäfel mit verschiedenen eingelegten Wappen und anderen Intarsien in Folge seines Alters - es stammt laut Inschrift aus dem Jahre 1553 - eine dunkelbraune Färbung angenommen hat, macht dasselbe doch keinen unfreundlichen Eindruck, unter welchem das Ganze für den ersten Augenblick grosse Aehnlichkeit mit einer alterthümlichen Apotheke gewinnt, eine Täuschung, welche durch die Aufschriften auf den Laden ganz ähnlich denjenigen, wie sie in Apotheken gebräuchlich sind, noch erhöht wird. Hiezu in schroffem Gegensatz steht das ebenfalls noch im Gebrauch befindliche Hahnenthurmarchiv, das sein Licht nur indirekt aus einem Seitenschiff des Münsters empfängt und mit seinen kolossalen Quadern und den Gitterfenstern ganz einem finstern Kerker gleichsieht.

Mit dem Neubau eines besonderen Archives im Rathshofe selbst war ein bedeutender Schritt in der Verbesserung der Archivverhältnisse gethan; wie denn überhaupt der Magistrat in jener Zeit dem Urkundenwesen eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt zu haben scheint. Fast gleichzeitig, im Jahre 1554, finden wir auch das Repertorium des Münsterarchivs erneuert und schon vorher, im Jahre 1543, stossen wir in den Rathsprotokollen auf eine generelle Verfügung des Raths, wonach alle Klöster der Stadt ihre Urkunden in besonderen Gewölben, in Truhen wohl versorgt, zu verwahren haben, und zu Beiden je zwei Schlüssel zu fertigen sind, je einer zu Handen des Klostervorstehers, der andere zu Handen des Raths, - eine Massregel, die zunächst durch den ungeordneten Haushalt des Prediger-Convents veranlasst worden war, dessen Archiv auf Befehl des Stadtraths vorerst bis auf Weiteres in’s Gewölbe des hl. Geistspitals verbracht wurde. Auch das in fast derselben Zeit, anno 1560, aufgestellte Repertorium des Kaufhausarchives gibt uns Zeugniss von der Sorgfalt der Stadtbehörde in dieser Richtung. Dieses Repertorium gibt einen interessanten Ueberblick über das ganze Finanzwesen mit den vielen Registern über Steuer, Schatzung, Kriegskosten, über die liegenden Gründe, Kapitalien und Schulden der Stadt, Stiftungen, Kirchen-, Zunft-, Thalvogtei- und Kastenvogtei-Rechnungen der Stadt, Zoll

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Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_08.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)