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Hahnenthürme, in deren südlichem seither ununterbrochen ein Theil der städtischen Registratur aufbewahrt wurde. Mit diesem historischen Nachweis also stehen wir vor den ersten Anfängen eines von der laufenden Registratur abgesonderten eigentlichen Archives im modernen Sinne, obwohl der Name Archiv noch Jahrhunderte lang nicht darauf angewendet wurde. Denn die officielle Benennung heisst stets und immer nur die Registratur in dem Gewölb „zum Hähnen in vns. lieben frowen Münster“, und die Repertorien sind überschrieben mit dem Titel: „Warliche anzaig aller laden und darin ligenden freyhaiten, brieuen und handtuesten im Münster allhie in dem gewölb zum Hänen genant einer löblichen statt Freyburg zugehörende“.

Das älteste Repertorium, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, enthält einen besonderen und ausführlichen Katalog der Urkunden, welche damals im Münster lagen, sowie, getrennt davon, derjenigen, die auf der Kanzlei im Rathshofe aufbewahrt wurden, und ist in duplo ausgefertigt. Das eine Exemplar hievon, das Concept, befindet sich bei der Repertoriensammlung des Archivs, die Reinschrift aber ist dem weiter unten erwähnten Diplomatarium A beigebunden. Dieses Repertorium zeigt uns, dass wir es bezüglich des Münsterarchivs mit einem Select zu thun haben, das blos die kaiserlichen und herzoglichen Gnadenbriefe, die verschiedenen Verfassungsurkunden, die Bündnissbriefe mit Städten und Herren, die Sühneverträge mit den Grafen, die Uebergabsverträge mit dem Haus Oestreich, und die Urfehden des Adels, deren Burgen die Bürgerschaft ringsum gebrochen, umfasste, auch Bullen und bischöfliche Erlasse, Sendschreiben fremder Fürsten u. s. w. Auf der Rathskanzlei blieben nur die Abschriften dieses Selectes in den schön ausgestatteten Diplomatarien zurück, deren ältestes, das sog. „Rothe Büchlein“ bereits Ende des 13. Jahrhunderts angelegt wurde.

Ausserdem lagerten daselbst aber selbstverständlich noch diejenigen Urkunden und Aktenstücke, deren man im täglichen Gebrauch bedurfte, als: ältere Rathsentscheidungen in öffentlichen Angelegenheiten; Zunft-, Zoll-, Bau-, Steuer- und Zehent-Sachen; Verträge, Münzwesen u. dergl. Alles dieses befand sich theils in den verschiedenen Laden des „Kensterlins“ (Wandschrank) in der grossen Kanzleistube, theils in einem anderen Kasten ebenda, zunächst beim Ofen, wie es der Katalog anzeigt; in aufeinander gestellten Truhen aber - der bequemen Einrichtung der offenen

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Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_06.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)