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praktischem Werth über dies und jenes. Da heisst es denn unter Anderem auch: „dise vorgeschriben missive lit im rothus in der notes Kisten in einen grossen schindelladen by den anderen briefen“ und an einer anderen Stelle: „der gräfen von Fürstenberg brieff lit in dem rathus in der Kisten by des cardinals briefen“.

Noch etwas älter als die Rathsbücher sind die Aemterbücher oder „Rathsbesatzungen“, wie sie officell genannt wurden. Sie beginnen schon mit dem Jahre 1378 und führen bereits für eben dieses Jahr unter den einzelnen Respiciaten des Stadtrathes eine Commission als mit der Aufsicht über die Briefträger betraut auf. Dass wir es hier nicht mit einer blos postalischen Einrichtung zu thun haben, ist durch eine Briefträger-Ordnung der Curie zu Constanz für den besonderen geistlichen Gerichtshof zu Freiburg, d. d. 15. August 1345, urkundlich belegt. Nach Inhalt genannter Briefträger-Ordnung, welche ausser den Portotaxen der Gerichtsboten auch die Gebühren der Richter und Anwälte, der Urtheile und Vertheidigungsschriften enthält, hatten diese Briefträger die Zustellung der Vorladungen und Urtheile der Gerichte zu besorgen. Analog dem geistlichen Gericht hatte also auch die Stadt ihre eigenen „Briefträger“ für die Gerichtskanzlei oder das Schultheissenamt, das in Freiburg jedoch nur in civilrechtlichen und polizeistrafrechtlichen Sachen urtheilte, da in Criminalsachen der Rath in corpore zu Gericht sass. Das Schultheissenamt hatte seinen Sitz in der Gerichtslaube auf dem Münsterplatz und bildete dort die Grundlage zum Gerichtsarchiv. Die hierher gehörigen Urtheilsbücher und Fertigungsprotokolle, beziehungsweise Grund- und Pfandbücher, reichen zurück in ununterbrochener Reihenfolge bis 1440. Gleichzeitig mit diesen beiden Kanzleien finden wir aber noch eine dritte als bereits bestehend vor, die Amtsstube im Kaufhaus, wo die Finanzverwaltung der Stadt, an ihrer Spitze der Kaufhausschreiber und seine Gesellen, ihre Thätigkeit entfalteten. Dort lagen in den Truhen neben den Geldbaarschaften die zahlreichen Obligationen, Gült- und Leibrentenbriefe, Zinsrodel u. s. w., die Grundlage zum späteren Kaufhausarchiv, das in zwei besonderen Gewölben lagerte. Auch über diese Amtsstube ist schon in der Aemterbesetzung von 1378 ein eigenes Respiciat vorhanden: „die drie die der stette güt in nement vnd usgebent und über den Saltzhof“ (sc. gesetzt sind).

Von den kleineren Archiven der vielen Gotteshäuser innerhalb

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_04.jpg&oldid=- (Version vom 3.1.2017)