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Viel eher glauben wir annehmen zu dürfen, dass dasselbe durch eine Katastrophe vernichtet wurde.

Eben so auffallend ist es, dass auch sonst keine einzige Zähringische Urkunde in Freiburg, am Wohnsitz des letzten Herzogs von Zähringen, übrig geblieben ist, wie endlich auch, dass keine einzige Urkunde, die auf den Rheinischen Bund von 1255 sich bezieht, dem doch Freiburg mit seinen Nachbarstädten Basel und Colmar angehörte, im Stadtarchiv vorhanden ist. Wir glauben zwar dieses auffallende Manko nicht mit der Zerstörung der gräflichen Burg durch die Bürgerschaft anno 1366 in Zusammenhang bringen zu dürfen, wo laut einer Urkunde vom 5. December 1347 das gräfliche Hausarchiv „in der glesinen kameren“ sich befand, aber erwähnen wollten wir des letzteren Ereignisses immerhin.

Die blutigen Zerwürfnisse zwischen der Stadt und den Grafen hörten nicht eher auf, als bis die Letzteren 1368 vertrieben waren, und erst von diesem an, zugleich mit der Selbstübergabe der Stadt unter den Schirm des Hauses Oestreich, treten ruhigere und geordnete Verhältnisse wie in Allem so auch auf dem Gebiete des Kanzleiwesens ein, aus welchem in zweiter Linie ein geregeltes Archivwesen sich entwickeln konnte. Während wir in der Grafenzeit kaum erst den unbeholfenen und schwachen Versuchen einer buchführenden Thätigkeit auf dem Rathhause in den Bruchstücken eines Rathsbüchleins von 1326-1380 begegnen, und noch keinerlei sichere Anhaltspunkte über die Art und Weise, wie und wo die Urkunden der Gemeinde aufbewahrt wurden, sich finden lassen, stehen wir bald nach Vertreibung des Grafengeschlechtes einem organisirten Kanzleiwesen in verschiedenen Zweigen der Gemeindebeamtung gegenüber und erhalten jetzt zum ersten Mal schwarz auf weiss die Beläge, dass das Archiv im Rathhaus wirklich stabil geworden war. Bei Urkunden privatrechtlicher Natur stossen wir zwar nach wie vor noch immer auf Vermerke, dass diese oder jene derselben bei einem ehrbaren Manne oder in einem Kloster hinterlegt sei, aber bei politischen Urkunden der Stadt ist in der mit 1386 beginnenden und nunmehr ununterbrochenen Reihe von Rathsbüchern der unzweifelhafte Beweis über den Verwahrungsort derselben gegeben. Diese Rathsbücher sind in ihren ältesten Jahrgängen noch nicht in Form von Protokollen verfasst, sondern mehr als eine Art Sammlung von Weisthümern und Rathserkenntnissen zu betrachten, enthalten aber allerlei zerstreute Bemerkungen von

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Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_03.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)