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sich im Aufbau des ästhetischen Bewußtseins als wirksam erweisen. Aber eben hierin tritt sofort hervor, daß dieser Begriff allenfalls nur den nackten Tatbestand der Verbindung überhaupt bezeichnet, ohne das geringste über ihre spezifische Art und Regel zu verraten. Die Verschiedenheit der Wege und Richtungen, durch die das Bewußtsein zu seinen Synthesen gelangt, wird hierdurch völlig verdeckt. Nennen wir die „Elemente“ a, b, c, d u. s. f., so gibt es, wie sich gezeigt hat, ein genau abgestuftes und in sich differenziertes System mannigfacher Funktionen F (a, b), ψ (c, d) u. s. f., in denen sich ihre Verknüpfung ausspricht, das aber in dem angeblichen Gattungsbegriff der Association nicht sowohl zum Ausdruck, als vielmehr zum Verschwinden, weil zur völligen Nivellierung gebracht wird. Und noch ein anderer wesentlicher Mangel haftet dieser Bezeichnung an. Die Inhalte, die man miteinander in Association treten läßt, bleiben, so eng sie sich auch verknüpfen und so innig sie miteinander „verschmelzen“ mögen, doch ihrem Sinn und Ursprung nach trennbare Inhalte. Sie werden im Fortschritt der Erfahrung zu immer festeren Verbänden und Gruppen zusammengefügt; aber ihr Bestand als solcher ist nicht erst durch die Gruppe, sondern schon vor ihr gegeben. Gerade dieses Verhältnis des „Teils“ zum „Ganzen“ ist es jedoch, was in den echten Synthesen des Bewußtseins prinzipiell überwunden ist. In ihnen entsteht das Ganze nicht erst aus den Teilen, sondern es konstituiert dieselben und gibt ihnen ihre wesentliche Bedeutung. So denken wir, wie sich gezeigt hat, in jedem begrenzten Ausschnitt des Raumes die Richtung auf das Ganze des Raumes in jedem einzelnen zeitlichen Augenblick die allgemeine Form des Nacheinander mitgesetzt, wie auch die Setzung jeder besonderen Eigenschaft das allgemeine Verhältnis von „Substanz“ und „Accidens“ und damit die charakteristische Dingform in sich faßt. Eben diese Durchdringung, dieses intensive „Durch-einander-Bedingtsein“ aber läßt die Association, als Ausdruck des bloßen Beieinander der Vorstellungen, unerklärt. Die empirischen Regeln über den bloßen Ablauf der Vorstellungen, die sie aufstellt, machen die spezifischen Grundgebilde und Grundgestalten, zu denen die Vorstellungen sich zusammenschließen, und die Einheit des „Sinnes“, die sich zwischen ihnen herstellt, nicht verständlich.

Die Selbständigkeit dieses „Sinnes“ zu retten und zu erweisen ist dagegen die Aufgabe, die die rationalistische Theorie der Erkenntnis sich stellt. Es ist eines der wesentlichen geschichtlichen Verdienste dieser Theorie, daß durch sie, kraft ein und derselben gedanklichen Wendung, eine neue und tiefere Ansicht vom Bewußtsein überhaupt und ein neuer

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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/54&oldid=- (Version vom 20.8.2021)