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Reihe einzuordnen. Und doch wird, gerade in einer solchen Ansicht, auf einen Zusammenhang der Einzelformen unter sich keineswegs verzichtet, sondern es wird vielmehr umgekehrt der Gedanke des Systems dadurch noch verschärft, daß an Stelle des Begriffs eines einfachen Systems der Begriff eines komplexen Systems tritt. Jede Form wird sozusagen einer besonderen Ebene zugeteilt, innerhalb welcher sie sich auswirkt und in der sie ihre spezifische Eigenart völlig unabhängig entfaltet – aber gerade in der Gesamtheit dieser ideellen Wirkungsweisen treten nun zugleich bestimmte Analogien, bestimmte typische Verhaltungsweisen hervor, die sich als solche herausheben und beschreiben lassen.

Als erstes Moment tritt uns hierbei ein Unterschied entgegen, den wir als den der Qualität und der Modalität der Formen bezeichnen können. Unter der „Qualität“ einer bestimmten Beziehung soll hierbei die besondere Verknüpfungsart verstanden werden, kraft deren sie innerhalb des Bewußtseinsganzen Reihen schafft, die einem speziellen Gesetz der Zuordnung ihrer Glieder unterstehen. So bildet etwa das „Beisammen“ gegenüber dem „Nacheinander“, die Form der simultanen gegenüber der der successiven Verknüpfung eine solche selbständige Qualität. Nun kann aber andererseits ein und dieselbe Beziehungsform auch dadurch eine innere Wandlung erfahren, daß sie innerhalb eines anderen Formzusammenhangs steht. Jede einzelne Beziehung gehört – unbeschadet ihrer Besonderheit – immer zugleich einem Sinnganzen an, das selbst wieder seine eigene „Natur“, sein in sich geschlossenes Formgesetz besitzt. So ist z. B. diejenige allgemeine Relation, die wir „Zeit“ benennen, gleich sehr ein Element der theoretisch-wissenschaftlichen Erkenntnis, wie sie ein wesentliches Moment für bestimmte Gebilde des ästhetischen Bewußtseins darstellt. Die Zeit, wie sie bei Newton im Beginn der Mechanik als beharrliche Basis alles Geschehens und als das in sich gleichförmige Maß aller Veränderungen erklärt wird, scheint mit der Zeit, wie sie im musikalischen Kunstwerk und in seinen rhythmischen Maßen waltet, zunächst kaum mehr als den Namen gemein zu haben – und doch schließt diese Einheit der Benennung wenigstens insofern eine Einheit der Bedeutung in sich, als in beiden jene allgemeine und abstrakte Qualität gesetzt ist, die wir durch den Ausdruck des „Nacheinander“ bezeichnen. Aber es ist freilich je eine besondere „Weise“, je ein eigener Modus des Nacheinander, der im Bewußtsein der Naturgesetze als Gesetzen von der Zeitform des Geschehens und der in der Erfassung der rhythmischen Maße eines Tongebildes waltet. Analog können wir gewisse

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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/45&oldid=- (Version vom 12.12.2020)