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sie im Denken der Völker, die diese Gleichsetzung vollziehen, als sich durch eigene Kraft bewegende und wahrscheinlich auch als die menschlichen Schicksale von oben herab leitende mit Persönlichkeit begabte Wesen betrachtet werden[1]. Besteht diese Folgerung zu Recht, so würde sich damit erweisen, daß die Sprache in derartigen Klasseneinteilungen zwar noch unmittelbar mit dem mythischen Denken und Vorstellen verwoben ist, aber daß sie sich andererseits über die erste primitive Grundschicht dieses Denkens bereits zu erheben beginnt. Denn während in dieser Schicht noch eine Form der „Allbeseelung“ herrscht, die das Ganze der Welt und jedes besondere Dasein in ihm gleichmäßig umfaßt und durchdringt, so hebt sich in der Anwendung, die die Sprache von dem Gegensatz der Personen- und Sachklasse zu machen pflegt, aus der allgemeinen Sphäre des „Lebens“ allmählich immer bestimmter das persönliche selbstbewußte Dasein, als ein Sein von eigentümlicher Bedeutung und von eigentümlichem Wert, heraus. So zerfallen z. B. in den Drawida-Sprachen alle Nomina in zwei Klassen, deren eine die „vernünftigen“, deren andere die „unvernünftigen“ Wesen umfaßt – der ersteren gehören außer den Menschen die Götter und Halbgötter, der zweiten außer den unbelebten Dingen auch die Tiere an[2]. Der Schnitt, der hier durch das Ganze der Welt gelegt wird, erfolgt also nach einem wesentlich anderen Prinzip, als nach dem der schlichten und gleichsam differenzlosen mythischen Belebung des Alls. Auch die Bantusprachen scheiden in ihrem Klassensystem scharf zwischen dem Menschen als selbständig handelnder Persönlichkeit und jeder Art des belebten, aber nicht persönlichen Seins. Sie gebrauchen demnach ein besonderes Präfix für Geister, sofern diese nicht als selbständige Persönlichkeiten gedacht werden, sondern als das Belebende oder als das, was einen Menschen befällt, so daß mit diesem Präfix insbesondere Krankheiten, ferner Rauch, Feuer, Ströme, der Mond als Naturkräfte versehen werden[3]. Die Auffassung des im engeren Sinne persönlich-geistigen Seins und Wirkens hat sich damit in der Sprache einen eigenen Ausdruck geschaffen, kraft dessen sie sich von der Lebens- und Seelenvorstellung des bloßen Animismus, von der Ansicht der Seele als einer allgemeinen, aber eben in dieser Allgemeinheit zunächst völlig unbestimmten mythischen Potenz, zu sondern vermag.

Dabei bewährt sich freilich auch an diesem Punkte wieder, daß die


  1. [1] Humboldt, Einl. zum Kawi-Werk, W. VII, 1, 172 f.
  2. [2] Fr. Müller, Grundr. der Sprachwissensch. III, 1, 173; Reise der Fregatte Novara, S. 83.
  3. [3] S. hierf. die Beispiele bei Meinhof, Bantugrammatik, S. 6 f.
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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/287&oldid=- (Version vom 18.3.2023)