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Form seiner „Objektivierung“ vorbereitet. Auf wesentlich dem gleichen Wege wäre auch die Menschheit als Ganzes in ihrer Entwicklung zur Sprache fortgeschritten, wenn die von Lazarus Geiger aufgestellte und von Ludwig Noiré weitergeführte Theorie zuträfe, daß alle ursprünglichen Sprachlaute nicht von der objektiven Anschauung des Seins, sondern von der subjektiven des Tuns ihren Ausgang genommen haben. Der Sprachlaut wurde, gemäß dieser Theorie, zur Darstellung der Dingwelt erst in dem Maße fähig und tauglich, als diese selbst sich allmählich aus der Sphäre des Wirkens und Schaffens herausgestaltete. Für Noiré ist es insbesondere die soziale Form des Wirkens, die die soziale Funktion der Sprache als Verständigungsmittel erst ermöglicht hat. Wäre der Sprachlaut nichts anderes als der Ausdruck einer individuellen, im einzelnen Bewußtsein erzeugten Vorstellung, so bliebe er innerhalb der Grenzen dieses Bewußtseins auch gleichsam gefangen und besäße keine über sie hinausreichende Kraft. Von der Vorstellungs- und Lautwelt des einen Subjekts zu der des anderen ließe sich dann niemals eine Brücke schlagen. Aber indem der Laut nicht im isolierten, sondern im gemeinschaftlichen Tun der Menschen entsteht, besitzt er damit von Anfang an einen wahrhaft gemeinschaftlichen, einen „allgemeinen“ Sinn. Die Sprache als sensorium commune konnte nur aus der Sympathie der Tätigkeit hervorgehen. „Es war die auf einen gemeinsamen Zweck gerichtete gemeinsame Tätigkeit, es war die urälteste Arbeit unserer Stammeltern, aus welcher Sprache und Vernunftleben hervorquoll … Der Sprachlaut ist in seiner Entstehung der die gemeinsame Tätigkeit begleitende Ausdruck des erhöhten Gemeingefühls … Für alles übrige, für Sonne, Mond, Baum und Tier, Mensch und Kind, Schmerz und Lust, Speise und Trank, fehlte absolut jede Möglichkeit gemeinsamer Auffassung, also auch gemeinsamer Bezeichnung; nur jenes Eine, die gemeinsame, nicht aber die individuelle Tätigkeit war der feste unwandelbare Boden, aus welchem das Gemeinverständnis hervorgehen konnte … Alle Dinge treten in den menschlichen Gesichtskreis, d. h. sie werden erst zu Dingen, in dem Maße, als sie menschliche Tätigkeit erleiden und darnach erhalten sie ihre Bezeichnungen, ihre Namen[1].“

Der empirische Beweis, auf den Noiré diese seine spekulative These zu stützen versuchte, darf freilich als endgültig gescheitert gelten: was


  1. [1] Vgl. Lazarus Geiger, Ursprung und Entwicklung der menschlichen Sprache und Vernunft, 2 Bände, Frkf. a. M. 1868 ff.; Ludwig Noiré, Der Ursprung der Sprache, Mainz 1877 (bes. S. 323 ff.); Logos – Ursprung und Wesen der Begriffe, Lpz. 1885, bes. S. 296 ff.
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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/270&oldid=- (Version vom 4.3.2023)