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hier die letzte, die im gewissen Sinne einzige „Erklärung“ der Begriffsfunktion abgeben soll, so kann sie doch andererseits in ihrem eigenen Aufbau eben dieser Funktion nirgends entbehren. Und der Zirkel, der hier im Ganzen begangen wird, kehrt nun auch im Einzelnen wieder. Die traditionelle logische Lehre läßt den Begriff „durch Abstraktion“ entstehen: sie weist uns an, ihn dadurch zu bilden, daß wir übereinstimmende Dinge oder Vorstellungen miteinander vergleichen und die „gemeinsamen Merkmale“ aus ihnen herauslösen. Daß die von uns verglichenen Inhalte schon bestimmte „Merkmale“ haben, daß sie qualitative Bestimmungen an sich tragen, nach denen wir sie in Ähnlichkeitsklassen und Ähnlichkeitskreise, in Arten und Gattungen abteilen können, wird hierbei meist als eine selbstverständliche, keiner besonderen Erwähnung bedürftige Voraussetzung hingenommen. Und doch liegt gerade in dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit eines der schwierigsten Probleme beschlossen, das die Begriffsbildung uns bietet. Hier vor allem erneuert sich die Frage, ob die „Merkmale“, nach denen wir die Dinge in Klassen teilen, uns schon vor der Sprachbildung gegeben sind oder ob sie uns vielleicht erst durch dieselbe geliefert werden. „Die Abstraktionstheorie“ – so bemerkt Sigwart mit Recht – „vergißt, daß, um ein vorgestelltes Objekt in seine einzelnen Merkmale aufzulösen, schon Urteile notwendig sind, deren Prädikate allgemeine Vorstellungen (nach gewöhnlicher Redeweise Begriffe) sein müssen; und daß diese Begriffe zuletzt irgendwie anders als durch solche Abstraktion gewonnen sein müssen, da sie den Prozeß dieser Abstraktion erst möglich machen. Sie vergißt ferner, daß bei diesem Prozeß vorausgesetzt wird, daß der Kreis der zu vergleichenden Objekte irgendwie bestimmt sei, und sie setzt stillschweigend ein Motiv voraus, gerade diesen Kreis zusammenzufassen und das Gemeinschaftliche zu suchen. Dieses Motiv kann, wenn nicht absolute Willkür herrschen soll, zuletzt nur das sein, daß jene Objekte zum Voraus als ähnlich erkannt werden, weil sie alle einen bestimmten Inhalt gemeinsam haben, d. h. daß bereits eine allgemeine Vorstellung da ist, mit Hilfe welcher diese Objekte aus der Gesamtheit aller ausgeschieden werden. Die ganze Lehre von der Begriffsbildung durch Vergleichung und Abstraktion hat nur dann einen Sinn, wenn, wie es häufig geschieht, die Aufgabe vorliegt, das Gemeinschaftliche der tatsächlich durch den allgemeinen Sprachgebrauch mit demselben Worte bezeichneten Dinge anzugeben und daraus die faktische Bedeutung des Wortes sich deutlich zu machen. Wenn verlangt wird, den Begriff des Tieres, des Gases, des Diebstahls usw. anzugeben, da kann man versucht sein, so zu verfahren, daß man die gemeinschaftlichen

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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/261&oldid=- (Version vom 8.2.2023)