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dieser Typen die Spuren dieses Tuns aufzuweisen. In diesem Sinne hat es z. B. Max Müller, nach dem Vorgang Ludwig Noirés, unternommen, die Wurzeln des Sanskrit auf eine bestimmte Zahl von sprachlichen Urbegriffen, auf die Ausdrücke für die einfachsten menschlichen Tätigkeiten, für das Flechten und Weben, für das Nähen und Binden, für das Schneiden und Teilen, das Graben und Stechen, das Brechen und Schlagen zurückzuführen[1]. Versuche dieser Art schienen jedoch ihren Sinn verloren zu haben, seit man den Begriff der Wurzel nicht mehr inhaltlich, sondern formell faßte, – seit man in ihm nicht sowohl das sachliche Element aller Sprachbildung, als vielmehr ein methodisches Element der Sprachwissenschaft erblickte. Und auch dann, wenn man nicht bis zu dieser völligen methodischen Auflösung des Wurzelbegriffs fortschritt – wenn man ein Recht zu der Annahme zu haben glaubte, daß z. B. im Indogermanischen die Wurzeln in einer vor der Flexion liegenden Zeit reale Existenz hatten –, schien man sich jetzt doch jeder Behauptung über ihre wirkliche Form enthalten zu müssen[2]. Nichtsdestoweniger finden sich auch heute in der empirischen Sprachforschung selbst wieder mannigfache Anzeichen dafür, daß das Problem der Beschaffenheit und Struktur der Urwurzeln sich von neuem zu regen beginnt. Und wieder ist es hier die These des verbalen Ursprungs und des verbalen Charakters dieser Wurzeln, die mit besonderem Nachdruck auftritt. Ein französischer Sprachforscher, der diese alte, schon von Panini verteidigte These kürzlich zu erneuern versucht hat, stützt sich für ihre Durchführung, außer auf sprachgeschichtliche Beobachtungen, ausdrücklich auf Erwägungen, die einer anderen Sphäre, die der allgemeinen Metaphysik angehören. Die Sprache muß nach ihm von der Bezeichnung der Verbalbegriffe ihren Ausgang genommen und von hier erst allmählich zu der der Dingbegriffe fortgeschritten sein, weil nur die Tätigkeiten und Veränderungen sinnfällig wahrgenommen werden, weil nur sie als Erscheinungen gegeben sind, während das Ding, das diesen Veränderungen und Tätigkeiten zugrunde liegt, immer nur mittelbar erfaßt, immer nur als ihr Träger erschlossen werden könne. Wie der Weg des Denkens, so müsse der Weg der Sprache vom Bekannten zum Unbekannten, vom Sinnlich-Wahrgenommenen zum bloß Gedachten, vom „Phänomenon“ zum „Noumenon“ gehen: die Bezeichnung des Verbums und der verbalen Eigenschaftsbegriffe


  1. [1] Vgl. Ludwig Noiré, Der Ursprung der Sprache, S. 311 ff., 341 ff., u. Max Müller, Das Denken im Lichte der Sprache, Lpz. 1888, S. 371 ff., 571 ff.
  2. [2] Dies ist z. B. der Standpunkt, den B. Delbrück (Grundfragen der Sprachforschung, Straßb. 1901, S. 113 ff.) einnimmt.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/245&oldid=- (Version vom 8.1.2023)