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immer mehr Mittelglieder ein, die, selbst persönlicher Natur, dazu dienen, die Handlung von ihrem ersten Ursprung in einem wollenden Ich gleichsam weiterzuleiten und sie ins Gebiet des objektiven Seins hinüberzuführen[1]. Diese Anschauung der Mehrheit der Subjekte, die bei einer Handlung zusammenwirken, kann dann weiterhin einen verschiedenen Ausdruck finden, je nachdem einfach die Tatsache dieser Mitwirkung bezeichnet oder aber auf die Unterschiede ihrer Form reflektiert wird. In ersterer Hinsicht braucht die Sprache die „Kooperativform“ des Verbums oder sie bildet einen eigenen „Mitwirkungs- oder Sozialstamm“, der besagt, daß eine Person an der Tätigkeit oder dem Zustand eines andern in irgendeiner Weise mitbeteiligt ist[2]. Einzelne Sprachen verwenden besondere Kollektiv-Infixe, um damit anzudeuten, daß irgendeine Handlung nicht von einem einzelnen, sondern in Gemeinschaft vorgenommen wird[3]. Was die Form des Zusammenwirkens mehrerer Individuen angeht, so ist es vor allem bedeutsam, ob dieses Zusammenwirken sich lediglich nach außen oder ob es sich nach innen wendet, d. h. ob einer Mehrheit von Subjekten ein einfaches dingliches Objekt gegenübersteht oder ob die einzelnen in ihrem Tun einander selbst wechselseitig Subjekt und Objekt sind. Aus der letzteren Anschauung erwächst die Ausdrucksform, die die Sprache für die reziproke Handlung erschafft. Auch primitive Sprachen unterscheiden gelegentlich scharf, ob die Tätigkeit der Subjekte sich gegen eine äußere Sache richtet, oder ob sie sie gegeneinander richten[4]. Und hier ist offenbar bereits die Vorbereitung zu einem weiteren folgenschweren Schritt gegeben. Schon in der reziproken Handlung fallen das Wirkende und das, worauf gewirkt wird, in einem gewissen Sinne in eins zusammen: beide gehören hier der personalen Sphäre an, und es hängt lediglich von der Richtung der Betrachtung ab, ob wir sie als Subjekt oder als Objekt des Tuns ansehen wollen. Dies Verhältnis vertieft sich noch, wenn an die Stelle der Mehrheit der Subjekte ein einziges


  1. [1] So bedient sich z. B. die Tagalische Sprache zur Bildung der Kausalverba eines doppelten Präfixes: das eine drückt das einfache Hervorbringen einer Sache, das bloße eigene Bewirken aus, während das andere die Veranlassung einer Handlung durch einen anderen bezeichnet, so daß jetzt zwei handelnde Subjekte eintreten. Vgl. Humboldt, Kawi-Werk II, 143.
  2. [2] Vgl. hrz. etwa die Beispiele aus der Bedauye-Sprache bei Reinisch, Bedauye II, 130 ff.; – eine Kooperativform des Verbs kennt z. B. auch das Jakutische (Boethlingk, Sprache der Jakuten, S. 364 ff.).
  3. [3] So die Sprache von Taoripi, s. Ray, Torres-Strait-Exped. III, 340.
  4. [4] So z. B. die Bungandity-Sprache in Süd-Australien, die von Matthews, J. and Proc. of the Royal Soc. of N. S. Wales, Bd. XXXVII (1903) beschrieben worden ist, s. d. S. 69.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/234&oldid=- (Version vom 19.12.2022)