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die für die Bezeichnung des Über und Unter, des Vor und Hinter, des rings herum u. s. f. verwendet werden[1].

Und selbst dort, wo die Sprache im Ausdruck der rein gedanklichen Beziehungen bereits zu großer Freiheit und zu abstrakter Klarheit gelangt ist, schimmert die alte räumliche und damit mittelbar die sinnlich-materielle Grundbedeutung, von der die Bezeichnung ursprünglich ausging, meist noch sehr deutlich hindurch. Daß auch im Indogermanischen die „Präpositionen“ anfangs selbständige Wörter gewesen sein müssen, wird u. a. schon dadurch erwiesen, daß sie in ihrer Zusammensetzung mit Verbalstämmen diesen nur ganz locker verbunden erscheinen, so daß z. B. Augment und Reduplikation bei derartigen Zusammensetzungen zwischen die Präposition und die Verbalform tritt[2]. Auch zeigt die Entwicklung einzelner indogermanischer Sprachen, z. B. der slawischen Sprachen, wie hier noch fort und fort jüngere „unechte“ Präpositionen entstehen können, bei denen die materielle Bedeutung entweder im Sprachbewußtsein selbst lebendig bleibt oder durch die sprachgeschichtliche Betrachtung unmittelbar aufweisbar ist[3]. Allgemein zeigt sich, daß die indogermanischen Kasusformen von jeher der Darstellung äußerer örtlich-zeitlicher oder sonstiger anschaulicher Bestimmungen gedient haben, und daß sie von hier aus erst allmählich ihren späteren „abstrakten“ Sinn gewonnen haben. So ist der Instrumentalis ursprünglich der Mit-Kasus, der sodann, indem die Anschauung der räumlichen Begleitung in die des begleitenden und modifizierenden Umstands übergeht, zur Angabe des Mittels oder des Grundes einer Handlung wird. Aus dem räumlichen „Woher“ entfaltet sich das kausale „Wodurch“, aus dem „Wohin“ der allgemeine Gedanke des Ziels und des Zwecks[4]. Man hat freilich die lokalistische Kasustheorie nicht nur aus sprachgeschichtlichen Gründen, sondern aus allgemein-erkenntnistheoretischen Erwägungen heraus ebenso oft bestritten, wie man sie durch Erwägungen


  1. [1] Beispiele aus dem Jakutischen bei Boethlingk, a. a. O. S. 391; aus dem Japanischen bei Hoffmann, Japanische Sprachlehre, Leiden 1877, S. 188 ff., 197 ff.; s. auch Heinrich Winkler, Der ural-altaische Sprachstamm, Berlin 1909, S. 147 ff.
  2. [2] S. hrz. G. Curtius, Das Verbum in der griechischen Sprache ² I, 136.
  3. [3] Näheres bei Miklosich, Vergl. Grammat. der slaw. Sprachen, ² IV, 196. Auch in anderen flektierenden Sprachen, z. B. in den semitischen Sprachen, sind solche Neubildungen häufig; vgl. z. B. die Liste der „neuen Präpositionen“, die sich im Semitischen aus den Namen von Körperteilen entwickelt haben, in Brockelmanns Grundriß II, 421 ff.
  4. [4] Näheres hierüber bei Brugmann, Grundriß ² II, 464 ff., 473, 518 u. s. w., bei Delbrück, Vergl. Syntax der indogerman. Spr. I, 188.
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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/174&oldid=- (Version vom 8.10.2022)