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intellektuelle Vorstellung der Selbsttätigkeit eines denkenden Subjekts. Daher hat dieses Ich auch nicht das mindeste Prädikat der Anschauung, welches als beharrlich der Zeitbestimmung im innern Sinne zum Korrelat dienen könnte[1].“ Das Grundprinzip dieses Kantischen Beweises besteht darin, daß hier die besondere Funktion des Raumes als ein notwendiges Mittel und Vehikel für die allgemeine Funktion der Substanz und deren empirisch-gegenständliche Anwendung aufgewiesen werden soll. Erst aus dem wechselseitigen Ineinandergreifen beider Funktionen gestaltet sich für uns die Anschauung einer „Natur“, eines selbständigen Inbegriffs von Objekten. Indem ein Inhalt räumlich bestimmt, indem er durch feste Grenzsetzungen aus der unterschiedslosen Gesamtheit des Raumes herausgehoben wird, gewinnt er damit erst eine eigene Seinsgestalt: der Akt des „Herausstellens“ und Absonderns, des ex-sistere, gibt ihm erst die Form selbständiger „Existenz“. Im Aufbau der Sprache prägt sich dieser logische Sachverhalt darin aus, daß auch hier die Konkretion der Orts- und Raumbezeichnung es ist, die zum Mittel dient, um die Kategorie des „Gegenstandes“ sprachlich immer schärfer herauszuarbeiten. In verschiedenen Richtungen der Sprachentwicklung läßt sich dieser Prozeß verfolgen. Wenn die Annahme zutrifft, daß die Endungen des Nominativs bei den Masculina und Neutra der indogermanischen Sprachen aus bestimmten Demonstrativpartikeln hervorgegangen sind[2], so hat hier ein Mittel der Ortsbezeichnung dazu gedient, um die charakteristische Funktion des Nominativs, um seine Stellung als „Subjektskasus“ zum Ausdruck zu bringen. Zum „Träger“ der Handlung vermochte er erst dadurch zu werden, daß ihm ein bestimmtes örtliches Kennzeichen, eine räumliche Determination beigegeben wurde. Noch wesentlich schärfer aber tritt sodann dieses Ineinander der beiden Momente, diese geistige Wechselwirkung zwischen der Kategorie des Raumes und der der Substanz an einem eigentümlichen sprachlichen Gebilde hervor, das geradezu aus dieser Wechselbestimmung herausgewachsen zu sein scheint. Überall dort, wo die Sprache den Gebrauch des bestimmten Artikels ausgebildet hat, zeigt sich, daß das Ziel dieses Artikels in der bestimmteren Herausbildung der Substanzvorstellung besteht, während sein Ursprung unverkennbar dem Gebiet der räumlichen Vorstellung angehört. Da der bestimmte Artikel eine relativ späte sprachliche Bildung ist, so läßt sich


  1. [1] Krit. d. rein. Vernunft, 2. Aufl., S. 277 f.
  2. [2] Vgl. Brugmann, Grundriß ² II, 2, 475, wonach das Nominativ-s mit dem Demonstrativpronomen *so (ai: sa) identisch ist und das -m des Neutrums wahrscheinlich gleichfalls auf eine ferndeiktische Partikel zurückgeht.
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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/169&oldid=- (Version vom 8.10.2022)