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versteht, jeden Anspruch aufgeben muß, irgendein Wirkliches, es mag der „inneren“ oder der „äußeren“ Welt angehören, darzustellen oder gar zu erkennen und zu begreifen[1].

Im Grunde aber schließt freilich, in der Erkenntniskritik wie in der Sprachkritik, eben diese radikalste Fassung der Skepsis bereits die Überwindung der Skepsis in sich. Die Skepsis sucht die Nichtigkeit der Erkenntnis und der Sprache darzutun – aber was sie zuletzt beweist, ist vielmehr die Nichtigkeit des Maßstabes, an dem beide hier gemessen werden. Es ist die innere Auflösung, die Selbstzersetzung der Grundvoraussetzungen der „Abbildtheorie“, die sich in der Entwicklung der Skepsis methodisch und folgerecht vollzieht. Je weiter daher die Negation in diesem Punkte getrieben wird, um so deutlicher und bestimmter ergibt sich aus ihr eine neue positive Einsicht. Der letzte Schein irgendeiner mittelbaren oder unmittelbaren Identität zwischen Wirklichkeit und Symbol muß getilgt, – die Spannung zwischen beiden muß aufs äußerste gesteigert werden, damit eben in dieser Spannung die eigentümliche Leistung des symbolischen Ausdrucks und der Gehalt jeder einzelnen symbolischen Form sichtbar werden kann. Denn dieser ist in der Tat nicht aufweisbar, solange man an dem Glauben festhält, daß wir die „Wirklichkeit“ als ein gegebenes und selbstgenügsames Sein, als ein Ganzes, sei es von Dingen, sei es von einfachen Empfindungen, vor aller geistigen Formung besitzen. Träfe diese Voraussetzung zu – dann bliebe freilich der Form als solcher keine andere Aufgabe, als die einer bloßen Reproduktion, die aber hinter ihrem Original notwendig zurückbleiben müßte. In Wahrheit aber kann der Sinn jeder Form nicht in dem gesucht werden, was sie ausdrückt, sondern nur in der Art und Weise, in dem Modus und der inneren Gesetzlichkeit des Ausdrucks selbst. In dieser Gesetzlichkeit der Bildung, also nicht in der Nähe zum unmittelbar-Gegebenen, sondern in der fortschreitenden Entfernung von ihm, liegt der Wert und die Eigenart der sprachlichen Gestaltung, wie der Wert und die Eigenart der künstlerischen Gestaltung, beschlossen. Diese Distanz vom unmittelbaren Dasein und vom unmittelbaren Erleben ist die Bedingung seiner Sichtbarkeit, seiner geistigen Bewußtheit. Auch die Sprache beginnt daher erst dort, wo das unmittelbare Verhältnis zum sinnlichen Eindruck und zum sinnlichen Affekt aufhört. Der Laut ist noch nicht Sprachlaut, solange er sich rein als Wiederholung gibt; solange ihm mit dem Willen zur „Bedeutung“ auch das spezifische Bedeutungsmoment


  1. [1] Vgl. Fr. Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, bes. I, 25 ff., 70, 175, 193 u. ö.
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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/151&oldid=- (Version vom 3.10.2022)