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durch Blut und Feuer und Rauchdampf reden, worin die Sprache des Heiligtums besteht … Die Einheit des Urhebers spiegelt sich bis in dem Dialekte seiner Werke; – in allen Ein Ton von unermeßlicher Höhe und Tiefe[1].“

Aber in diese Tiefe, in der es für Hamann nach seinem eigenen Bekenntnis immer dunkel blieb, fällt nun für Herder ein neues Licht. Für die allgemeine Geistesgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts ist Herders Preisschrift über den Ursprung der Sprache vor allem auch dadurch entscheidend geworden, weil hier die schärfsten Gegensätze, die sich bisher in der Auffassung und Auslegung des geistigen Seins und Wirkens gegenüberstanden, eine ganz neue methodische Vermittlung fanden. Wie Herder auf Hamann fußt, so war er in der Epoche, die der Preisschrift vorangeht, der Schüler Kants und durch diesen mittelbar der Schüler von Leibniz geworden. Von der Abhandlung „vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele“, deren Konzeption und Ausarbeitung der Preisschrift unmittelbar nahe liegt, sagt Haym, daß sie der Geist der Leibnizischen Philosophie von einem Ende bis zum anderen durchwehe, ja daß sie nichts als eine Summe dieser Philosophie im Widerschein des Herderschen Geistes sei[2]. Wie aber waren in der Auffassung der Sprache die beiden äußersten Gegenpole, wie waren Hamann und Leibniz miteinander zu vereinen? Wie ließ sich die Anschauung, die in der Sprache die höchste Leistung analytischer Denkkraft, das eigentliche Organ zur Bildung „distinkter“ Begriffe sah, mit jener anderen verknüpfen, nach der ihr Ursprung aller Reflexion des Verstandes entrückt und in das Dunkel des Gefühls und seiner unbewußten poetischen Schöpferkraft zurückverlegt wurde? Hier setzt Herders Frage und mit ihr seine neue Lösung des Sprachproblems ein. Wenn alle Sprache im Gefühl und in seinen unmittelbar-triebhaften Äußerungen wurzelt, wenn sie nicht vom Bedürfnis der Mitteilung, sondern vom Geschrei, von Tönen, von wilden artikulierten Lauten ihren Ausgang nimmt – so macht doch ein solcher Inbegriff von Lauten niemals das Wesen, niemals die eigentliche geistige „Form“ der Sprache aus. Diese Form entsteht erst, indem eine neue „Grundkraft der Seele“, die den Menschen von Anfang an vom Tier scheidet, sich wirksam erweist. In der Darstellung, die er von dieser spezifisch menschlichen


  1. [1] Kleeblatt hellenistischer Briefe, Schriften II, 207. Aesthetica in nuce (Schr. II, 274 f.): zur Sprachtheorie Hamanns und ihrer Stellung im Ganzen seiner „symbolischen Weltansicht“; vgl. bes. die ausgezeichnete Darstellung R. Ungers, Hamanns Sprachtheorie im Zusammenhange seines Denkens, München 1905.
  2. [2] Haym, Herder, I, 665.
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Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, erster Teil. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Philosophie_der_symbolischen_Formen_erster_Teil.djvu/110&oldid=- (Version vom 27.9.2022)