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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn

einen in jeder Hinsicht sehr tüchtigen Leiter erhalten sollte, da er wusste, dass der unbedingt tüchtig sein müsse, der Gott wohlgefiel. Er fasste ihn bei der Rechten und führte ihn vor das versammelte Volk, und unbekümmert um sein eigenes bevorstehendes Ende, vielmehr in noch verstärktem Frohsinn, nicht nur wegen der Erinnerung an die früheren Freuden, die er durch seine Tugenden aller Art in reichem Masse genossen hatte, sondern auch wegen der Hoffnung auf baldige Unsterblichkeit, da er aus vergänglichem Leben in unvergängliches übergehen sollte, sprach er mit heiterem Antlitz, infolge der Heiterkeit der Seele auch leiblich froh und vergnügt, folgendermassen: 68 „Für mich naht bald die Zeit aus dem leiblichen Leben zu scheiden, der von Gott erwählte Nachfolger aber, der euch fortan leiten wird, ist dieser hier“; zugleich fügte er die über dessen Einsetzung ergangenen Gottessprüche hinzu, und sie glaubten daran. 69 Darauf wendet er sich an Jesus und ermahnt ihn, mutig zu sein und stark in seinen Entschlüssen (5 Mos. 31,7.23), gute Anträge in Vorschlag zu bringen und mit unerschütterlichem und festem Sinn das Beschlossene zu schöner Ausführung zu bringen. Das sagte er dem Manne, der vielleicht einer solchen Ermahnung nicht bedurfte, aber er konnte die leidenschaftliche Liebe, die er für ihn und für das Volk hegte, nicht verbergen, und von ihr gleichsam wie von einem Stachel angetrieben, erteilte er ihm die Ratschläge, die er für nützlich hielt. 70 Er hatte auch von Gott den Auftrag erhalten, den Nachfolger zu ermahnen und stark zu machen für die Leitung des Volkes, sodass er vor der schweren Last des Amtes nicht zurückschrecke; denn er solle Richtschnur und Norm werden für alle kommenden [387 M.] Führer, die ihren Blick auf Moses als urbildliches Muster gerichtet halten, und keiner solle den Nachfolgern gute Ratschläge versagen, sondern alle sollen durch gute Lehren und Ermahnungen ihre Gemüter anleiten und aufmuntern. 71 Denn die Ermunterung eines wackeren Mannes vermag die in ihren Entschlüssen Wankenden aufzurichten und hoch über die Zeitumstände und Sachen emporzuheben, indem sie ihnen tapferen und unerschrockenen Sinn einflösst. 72 Nachdem er so in angemessener Weise mit den Untergebenen

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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonVirtGermanCohn.djvu/024&oldid=- (Version vom 31.10.2017)