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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn

sogar, wenn man die Wahrheit sagen soll, mit verdoppelter Kraft; denn die Freude über den Sieg erhöhte nur noch ihre frühere Stärke. 45 Die Ursache dieses Gelingens war aber nichts anderes [383 M.] als das eifrige Verlangen, den gefahrvollen Kampf für die Frömmigkeit zu unternehmen, worin Gott selbst Vorkämpfer ist, der unbezwingliche Helfer, der den Herzen gute Ratschläge an die Hand gibt und den Leibern starke Kraft verleiht. 46 Ein Beweis für den Beistand Gottes ist die Tatsache, dass von einer geringen Anzahl viele Tausende überwältigt wurden, und dass von den Feinden keiner entkam, von den Freunden aber keiner getötet und weder ihre Zahl noch ihre leibliche Stärke vermindert wurde. 47 Deshalb verheisst auch Moses in seinen Mahnreden (5 Mos. 28,1.2.7): „wenn du Gerechtigkeit und Frömmigkeit und die anderen Tugenden übest, wirst du ein Leben ohne Krieg und in ungestörtem Frieden führen, oder wenn ein Krieg ausbrechen sollte, wirst du leicht der Feinde Herr werden, da der unsichtbare Führer deines Heeres Gott sein wird, der darauf bedacht ist die Guten mit aller Macht zu retten. 48 Wenn sie nun auch mit vielen Tausenden heranrücken, wohlbewaffnetes Fussvolk und Reiterei, oder wenn sie feste und leicht einzunehmende Plätze zuerst besetzen und Herren der Gegend werden, oder wenn sie mit reichen Kriegsmitteln versehen sind, so fürchte dich nicht und verzage nicht, selbst wenn dir alle die Dinge fehlen sollten, an denen die Feinde Ueberfluss haben, Bundesgenossen, Waffen, Plätze in guter Lage, Kriegsvorräte. 49 Denn jene reichen Mittel gleichen einem mit allerlei Gütern angefüllten Lastschiff, das oft ein hereinbrechender Sturm plötzlich umwirft und zerstört; den unansehnlichen und kümmerlichen Mitteln andrerseits spendet Gott gleichsam wie Aehren, die infolge von Dürre und Regenmangel zu verkümmern drohen, Tau und Regen und verleiht ihnen die heilsamen Kräfte, dass sie sich wieder aufrichten und reife Früchte hervorbringen können“. 50 Hieraus geht klar hervor, dass man an Gerechtigkeit und Frömmigkeit festhalten muss; denn wem die Gottheit freundlich gesinnt ist, der ist in hohem Masse glücklich, wem sie aber feind ist, der ist äusserst unglücklich. Soviel mag auch über die Tapferkeit für den Augenblick zur Genüge gesagt sein.

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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonVirtGermanCohn.djvu/019&oldid=- (Version vom 31.10.2017)