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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn

Botschaft; und sie hätten auch die anderen nicht ganz Gefestigten an sich gelockt, wenn nicht der gütige und gnädige Gott aus Erbarmen über das Leid durch sofortige Bestrafung der von Sinnen Gekommenen — es waren das 24000 — die durch den Schrecken Gewarnten zurückgerissen hätte, die schon in Gefahr waren wie von einer Flut weggeschwemmt zu werden[1]. 42 Der Führer des Volkes aber, der den Ohren seiner Untergebenen die Grundsätze der Frömmigkeit zuführen und ihre Seelen zu ihnen hinleiten will, veranstaltet eine Aushebung und wählt aus jedem Stamme tausend Mann der Besten aus, um Rache zu nehmen für die List, die sie mit Hilfe der Frauen ins Werk gesetzt hatten in der Hoffnung, das ganze Volk von der Höhe der Frömmigkeit hinabzustürzen und zugrunde zu richten, was sie aber nur bei den Genannten vermochten. 43 (8.) Diese geringe Zahl, die vielen Myriaden entgegengestellt wurde, aber Kriegserfahrung und Kühnheit zugleich besass, indem jeder einzelne Mann gleichsam ein ganzer Haufe war, drang mit stolzer Verachtung in die dichten Reihen (der Feinde) ein, tötete die Zunächststehenden und richtete arge Verheerungen an in den anfangs dicht zusammenstehenden Scharen wie unter denen, die zur Ergänzung der leer gewordenen Reihen nachrückten: so streckten sie beim ersten Anlauf viele Tausende nieder und liessen keinen von den ihnen gegenüberstehenden jungen Kriegern am Leben. Sie töten auch die Frauen, die dem frevelhaften Plan der Männer zugestimmt hatten, und nehmen aus Erbarmen für das schuldlose Alter die Jungfrauen gefangen[2]. 44 Und während sie in einem so grossen Kampfe Sieger blieben, verloren sie keinen von den ihrigen: in derselben Anzahl und so wie sie in die Schlacht ausgezogen waren, kehrten sie unverwundet und unversehrt zurück[3], ja


  1. Philo übergeht die Tat des Phineas und lässt im Anschluss an den Wortlaut der Bibel (4 Mos. 25,8.9) die 24000 durch eine Seuche umkommen; anders im Leben des Moses I § 303 f.
  2. Philo folgt hier genau der Erzählung der Bibel (4 Mos. 31,18), nach der auf Moses’ Befehl nur die unschuldigen Jungfrauen geschont werden sollten. Im Leben des Moses I § 311 erzählt er dagegen, dass auch die ganz jungen Knaben am Leben gelassen wurden.
  3. Dieselbe Uebertreibung im Leben des Moses I § 309.
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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonVirtGermanCohn.djvu/018&oldid=- (Version vom 31.10.2017)