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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn

männliche Kleidung anzulegen[1], weil er ebenso wie die weibischen Männer die Mannweiber fernhalten wollte; denn wenn man, wie bei einem Bauwerk, ein Stück wegnimmt, so bleiben auch, wie er wusste, die übrigen nicht in dem gleichen Zustande.

22 (5.) Da die menschliche Tätigkeit sich auf zwei Zeiten erstreckt, auf Friedens- und auf Kriegszeit, so kann man die Tugenden in beiden sich bewähren sehen. Ueber die anderen Tugenden ist nun früher gesprochen und wird auch wieder, wenn ein Bedürfnis dazu vorhanden sein sollte, gesprochen werden; jetzt aber müssen wir die Tapferkeit behandeln, und zwar nicht so beiläufig. Ihre Werke im Frieden hat Moses, immer unter Benutzung der passenden Gelegenheit, an vielen Stellen seiner Gesetzgebung rühmend hervorgehoben, und wir haben an den geeigneten Orten daran erinnert; hier aber wollen wir mit den Werken der Tapferkeit im Kriege beginnen, nachdem wir folgendes vorausgeschickt. 23 Wenn eine Aushebung von Kriegern veranstaltet wird, meint er, dürfe man nicht die ganze junge Mannschaft dazu aufrufen; er will einige entlassen und fügt vernünftige Gründe zu ihrer Befreiung vom Kriegsdienst hinzu (5 Mos. 20,5 ff.)[2]: zunächst die Aengstlichen und Furchtsamen, die der angeborenen Kleinmütigkeit erliegen und den anderen Mitkämpfern dieselbe Furcht einflössen würden. 24 Denn der Fehler eines andern pflegt wohl auf den Nachbar ansteckend zu wirken, ganz besonders im Kriege, wo die vernünftige Ueberlegung durch das Kampfgewühl gestört ist und die Dinge nicht in ihrer wahren Bedeutung genau zu erfassen vermag; denn da pflegt man die Feigheit Behutsamkeit, die Furcht Vorsicht und das unmännliche Verhalten Sorge um die Sicherheit zu nennen, indem man schimpfliches Handeln mit wohlanständigen und stolzen Namen belegt. 25 Damit nun


  1. Josephus Jüd. Alt. IV § 301 versteht diese biblische Vorschrift hauptsächlich von der Ausrüstung im Kriege. Aehnlich gründete nach Sifre zu 5 Mos. 22,5 R. Elieser ben Jakob auf diese Bibelstelle die Ansicht, dass die Frau nicht Waffen anlegen solle, um in den Krieg zu ziehen.
  2. Philo erwähnt zuerst die in V. 8 genannte Kategorie, dann (§ 28) die in V. 5–7 genannten. Dieselbe Reihenfolge hat Josephus Altert. IV § 298. Vgl. auch I Makkab. 3,56.
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Philon: Ueber die Tugenden (De virtutibus) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonVirtGermanCohn.djvu/013&oldid=- (Version vom 31.10.2017)