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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn

118 (20.) Die äusseren Güter sind damit besprochen: Sieg über die Feinde, Uebermacht im Kriege, Sicherung des Friedens und Ueberfluss an Gütern des Friedens, Reichtümer, Ehren, Aemter, die über die Glücklichen ergehenden Lobeserhebungen, die ihnen aus jedem Munde gespendet werden, von Freunden und Feinden, von diesen aus Furcht, von jenen aus Zuneigung. Wir haben nun über die ihnen näher verwandten Güter zu sprechen, die sich auf den Körper beziehen[1]. 119 Gott verheisst denen, die sich um die Tugend bemühen und die heiligen Gesetze sich zu Leitsternen ihres Redens und Handelns im privaten und öffentlichen Leben genommen haben, völlige Befreiung von Krankheiten (5 Mos. 7,15). Wenn auch einmal ein Unwohlsein sich einstellen sollte, so kommt es nicht, um Schaden zuzufügen, sondern nur um den Sterblichen daran zu erinnern, dass er sterblich ist, um den übermütigen Sinn zu zügeln und den Charakter zu veredeln. Mit der Gesundheit wird auch Stärke der Sinnesorgane verbunden sein und eine vollkommene Beschaffenheit aller Teile (des Körpers), die einen jeden instand setzt ungehindert den Dienst zu verrichten, für den er geschaffen ist. 120 Denn Gott wollte dem Tugendhaften zur Belohnung ein wohlgebautes und vom Grund bis zum Dache gutgefügtes Haus anweisen — der Körper ist ja das Haus der Seele, das mit ihr fest verwachsen ist — , sowohl mit Rücksicht auf viele andere zum Leben nützliche und unentbehrliche Dinge als auch namentlich mit Rücksicht auf unsern durch vollkommene Sühnungen gereinigten Geist; 121 ihn, der die göttliche Weihe empfangen hat und an den Reigentänzen und Umläufen der Himmelskörper teilnimmt, ehrt Gott durch vollkommene Ruhe: er will, dass er <von den körperlichen Störungen> unberührt bleibe und keinen Schaden erleide durch irgendwelche Empfindungen, wie sie die Bedürfnisse des Körpers hervorrufen, die ihm diese übergrosse Herrschaft der Gefühle auferlegen; denn entweder [p. 428 M.] hat ihn etwas erkältet oder erhitzt und ihm je nachdem das Gefühl der Trockenheit oder der Nässe verursacht; durch alles


  1. Ueber die drei Güterklassen vgl. Ueber Abraham § 219 und die Anm. dazu.
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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/034&oldid=- (Version vom 4.10.2017)