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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn

erzeugt Ehrfurcht, die Strenge Furcht, das Wohltun Zuneigung; und wenn diese drei Dinge harmonisch in der Seele verbunden sind, erhalten sie die Untergebenen in Gehorsam gegen die Herrschenden.

98 (17.) Das ist der erste Segen, der denen verheissen wird, die in den Wegen Gottes wandeln, die stets und überall an seinen Geboten festhalten und nach ihnen ihr Leben in allen Stücken so einrichten, dass es niemals in krankhafter Verirrung vom rechten Wege abweichen kann. In zweiter Linie wird Reichtum verheissen, der ja eine notwendige Folge von Frieden und Herrschaft ist. 99 Der Reichtum aber, den die Natur bietet[1], besteht in einfacher Nahrung und in Schutz (für den Körper): die Nahrung ist Brot und Quellwasser, das überall auf der bewohnten Erde reichlich vorhanden ist; der Körperschutz ist doppelter Art, er besteht teils in einem Gewande, teils in einem häuslichen Dache, um die Schädigungen von Kälte und Hitze abzuwehren; beides ist leicht zu beschaffen, wenn man nur von übermässigem und überflüssigem Luxus dabei absehen will[2]. 100 Wer diesen Reichtum zu erlangen sucht und nicht die Gaben eitlen Wahnes, sondern die der Natur gern annimmt, wer genügsam und enthaltsam ist, der wird auch den Reichtum üppiger Nahrung in übervollem Masse erlangen, ohne dass er sich darum bemüht; denn zuströmen wird er denen, die dafür am besten geeignet sind und in ihrem ernsten Sinn den passenden Gebrauch davon zu machen wissen, und gern wird er entfliehen dem Zusammensein mit zuchtlosen und frevelhaften Menschen, um nicht seine Mittel denen zu gewähren, die nur zum Schaden ihres Nächsten leben, und an denen vorüberzugehen, die gemeinnützig wirken. 101 Denn es heisst in der göttlichen Verheissung (3 Mos. 26,3f. 5 Mos. 11,13f. 28,12), dass denen, die die heiligen Gebote beobachten, der Himmel seinen Regen zur Zeit spenden und die Erde ihren Ertrag an allerlei Früchten geben wird, die Ebene die Saatfrüchte, das Bergland die Baumfrüchte,


  1. Vgl. Ueber die Tugenden § 6.
  2. Vgl. Sprüche der Väter 6,4: „Das ist der Weg der Tora: iss Brod mit Salz, trinke Wasser mit Mass, schlafe auf der Erde, führe ein kümmerliches Leben und mühe dich ab mit der Tora; wenn du also tust, dann Heil dir, dann wird es dir gut gehen“.
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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/029&oldid=- (Version vom 2.10.2017)