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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn

auch das Gift der Skorpione, der Schlangen und der anderen Kriechtiere unschädlich sein; auch der Fluss in Aegypten birgt Tiere, die in ähnlicher Weise den Bewohnern des Landes Schaden zufügen[1], menschenfressende Tiere, die sogenannten Krokodile und die Nilpferde, wie auch die Meere zahllose Arten von sehr gefährlichen Tieren enthalten: bei ihnen allen wird der Tugendhafte unter heiligem Schutze weilen dürfen, da Gott so die Tugend ehrt und ihr zur Belohnung Unverletzlichkeit gewährt.

91 (16.) Auf diese Weise wird der der Zeit und der Natur nach ältere Krieg sein Ende finden, wenn nämlich die wilden Tiere ihre Wildheit aufgeben und zahm werden. Der jüngere [p. 423 M.] aber, der mit Absicht geführt wird und aus Habsucht entsteht, wird sich alsdann leicht beseitigen lassen; denn die Menschen werden, wie mir scheint, Scham darüber empfinden, dass sie sich roher zeigen als die vernunftlosen Tiere, nachdem sie den Schädigungen und Verletzungen durch diese entronnen sind. 92 Denn es wird natürlich als grosse Schande angesehen werden, wenn die giftigen und menschenfressenden und ungeselligen Tiere sich zum Frieden bekehren und versöhnlich werden, das von Natur zahme Geschöpf dagegen, dem geselliger Sinn angeboren ist, der Mensch, von unversöhnlicher Mordgier gegen seinesgleichen sein würde. 93 Entweder also wird, wie es (in der heiligen Schrift) heisst, „Krieg überhaupt nicht durch das Land der Frommen schreiten“[2], sondern in sich selbst zusammenfallen und zunichte werden, da die Gegner merken werden, gegen wen sich der Kampf richten würde, gegen ein Volk nämlich, das des unüberwindlichen Beistandes des Gerechten (Gottes) sicher ist; denn ein herrliches und kostbares (Gut) ist die Tugend, und sie allein ist in aller Ruhe imstande den Ansturm grossen Unheils zu mildern. 94 Oder wenn Feinde in unbändiger und unstillbarer Kampfbegierde wütend heranstürmen sollten, werden sie zwar bis zum Zusammentreffen in ihrer Keckheit sich grosstun, wenn es aber zum Handgemenge


  1. ὅμοια ist dem Sinne nach etwa in ὁμοίως βλαβερὰ zu korrigieren.
  2. Philo zitiert die Worte 3 Mos. 26,6 καὶ πόλεμος οὐ διελεύσεται διὰ τῆς γῆς ὑμῶν.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/027&oldid=- (Version vom 2.10.2017)