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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn

ist als die in gymnastischen Wettkämpfen; denn hier beugt sich nur der Körper eines Kämpfers, der sich mit Leichtigkeit wieder aufrichten kann, dort aber stürzt ein ganzes Leben zusammen; ist dies aber einmal gebrochen, so ist es kaum wieder zu erwecken.

7 In der Schilderung der Auszeichnungen und Ehrungen, wie umgekehrt der Bestrafungen, zeigt (die heilige Schrift) harmonische Reihen: in Bezug auf einzelne Männer, auf Häuser, auf Städte, auf Länder und Völker, auf grosse Erdstriche. (2.) Wir wollen zuerst die Ehrungen erörtern, da diese ja mehr Nutzen und für den Hörer mehr Vergnügen bieten, und den Anfang machen mit den Ehren für Einzelpersonen. 8 Die Griechen erzählen von Triptolemos, jenem Heros der Vorzeit, dass er in der Höhe auf geflügelten Drachen getragen die Getreidefrucht (zuerst) über die ganze Erde gesät habe, damit das Menschengeschlecht statt der Eichelnahrung fortan eine milde, gesunde und angenehme Speise hätte[1]. Dies ist eine mythische Erfindung und mag wie so vieles andere denen überlassen bleiben, die Wundergeschichten zu erzählen gewohnt sind und Scheinweisheit wahrer Weisheit und Blendwerk der Wahrheit vorziehen. 9 Gleich zu Anfang nämlich, beim ersten Entstehen des Weltalls, hat Gott die Nahrungsmittel aus der Erde hervorgehen lassen und für alle lebenden Wesen bereitgestellt, insbesondere für das Menschengeschlecht, dem er die Herrschaft über alle erdgeborenen Wesen verliehen hat. Denn unter den Werken Gottes gibt es kein spätgeborenes, auch alles, was anscheinend erst durch kunstmässige Behandlung später seine Vollendung erreicht, ist trotz des halbfertigen Aussehens ganz und gar vorher vorhanden dank der Fürsorge der Natur, sodass [p. 410 M.] man nicht unzutreffend das Lernen Wiedererinnerung genannt hat[2]. 10 Doch das mag beiseite bleiben; wir müssen jetzt die


  1. Die attische Sage erzählte, dass Demeter den Triptolemos auf einem von geflügelten Schlangen gezogenen Wagen in alle Welt ausgesandt habe, um in den Lüften schwebend den in Eleusis gestifteten Segen des Getreidesäens überallhin zu verbreiten; vorher sollen die Menschen sich von Eicheln genährt haben.
  2. Der bekannte Grundsatz der platonischen Ideenlehre, dass alles begriffliche Wissen Erinnerung sei.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/007&oldid=- (Version vom 30.9.2017)