Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/045

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn

finden und wohlbehalten zurückkehren und die notwendigen Unterpfänder, die beiden Söhne, dem Vater zurückbringen möget, den im Gefängnis zurückgelassenen und den in allen Dingen unerfahrenen jüngsten, den ihr jetzt mit euch nehmet“. So brachen sie denn auf und eilten nach Aegypten.

196(33.) Als sie wenige Tage später dort ankamen und der Landesverweser sie sah, freute er sich sehr und befahl seinem Hausverwalter ein reichliches Mahl zu rüsten und die Männer hineinzuführen, weil sie „Salz und Tisch“ mit ihm teilen sollten[1]. 197|Als sie nun hineingeführt wurden und nicht merkten, zu welchem Zwecke, waren sie sehr erschrocken und vermuteten in ihrer Bestürzung, dass sie wegen Diebstahls angeklagt werden sollen, weil sie das Geld für das Getreide entwendet hätten, das sie in ihren Säcken vorfanden. Sie traten daher alsbald an den Verwalter des Hauses heran, suchten wegen einer Sache, in der niemand sie anzuklagen wagte, sich zu rechtfertigen, da sie ihr Gewissen beruhigen wollten, und wiesen zugleich das Geld vor, um es zurückzugeben. 198|Er aber beruhigte sie mit milden und freundlichen Worten und sprach: „Keiner ist so gottlos, dass er die Gnade Gottes anklagen möchte; Gott sei euch ferner gnädig, denn er hat Schätze in eure Säcke regnen lassen (1 Mos.43,22) und euch nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Reichtum sofort beschert“. 199|Nachdem sie so beruhigt waren, stellten sie der Reihe nach die Geschenke auf, die sie von Hause mitgebracht hatten, und überreichten sie dem Hausherrn, als er herankam. Auf seine Frage, wie es ihnen gehe und ob der Vater noch lebe, von dem sie ihm früher erzählt hätten, erwidern sie nur, dass der Vater lebe und gesund sei, von sich selbst aber nichts. 200|Da wünschte er dem Vater alles Gute und nannte ihn einen Gottgesegneten[2]. Dann sah er sich nach seinem leiblichen Bruder um, und wie er ihn erblickte,


  1. Sprichwörtliche Redensart für gastliche Bewirtung; als sehr wesentlicher Bestandteil eines Mahles war das Salz Symbol der Gastfreundschaft.
  2. Philo kannte also bereits den Zusatz der Septuaginta zu 1 Mos. 43,28 καὶ εἶπεν · εὐλογημένος ὁ ἄνθρωπος ἐκεῖνος τῷ θεῷ.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/045&oldid=- (Version vom 6.9.2017)