Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn | |
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geworden ist, wendet er seine Sorgfalt hauptsächlich drei Dingen zu, dem Gebäck, der Zukost und den Getränken; deshalb hat er auch drei Verwalter für diese Dinge, den Oberbäcker, den Obermundschenk und den Oberküchenmeister; einer hat die Aufsicht über das Backwerk, einer über die Getränke, und einer ist mit der Zubereitung der würzigen Zukost betraut. 153|Alle drei aber sind Eunuchen, da der Lüstling unfähig ist die notwendigsten Dinge zu erzeugen, Besonnenheit, Sittsamkeit, Enthaltsamkeit, Gerechtigkeit, überhaupt jede Tugend; denn es gibt kaum zwei Dinge, die einander so feindlich sind, wie Tugend und Lust; diese ist die Ursache, weshalb die meisten das vernachlässigen, worum sie sich allein kümmern sollten, während sie den unbändigen Begierden willfahren und ihnen in allem nachgeben, was sie verlangen. 154|Der Oberküchenmeister wird nun nicht ins Gefängnis abgeführt und verfällt in keine Strafe, weil die würzige Zukost nicht eigentlich zu den notwendigen Dingen gehört und nicht selbst Genussmittel ist, sondern nur leicht vergehendes Reizmittel zu Genüssen; wohl aber die beiden andern, die um den unglückseligen Leib beschäftigt sind, der Oberbäcker und der Obermundschenk, weil die wichtigsten unter den zum Leben nützlichen Dingen Speise (Brod) und Trank sind; wenn diese sorgfältig behandelt werden, erhalten die mit ihrer Aufsicht Betrauten natürlich Lob, wenn sie aber vernachlässigt werden, ziehen sie sich Ungnade und Strafe zu. 155|Ein Unterschied besteht aber in den Strafen, weil der Gebrauch verschieden, weil der der Speisen notwendig, der des Weines dagegen nicht durchaus erforderlich ist; denn auch ohne Wein leben Menschen, die als Getränk nur reines Wasser geniessen. 156|Deshalb wird der Obermundschenk wieder in Gnaden aufgenommen, weil er in minder Wichtigem gesündigt hat, der Oberbäcker dagegen erlangt keine Verzeihung und der Groll gegen ihn steigert sich bis zur Todesstrafe, weil er im Wichtigsten sich vergangen hat. Der Tod folgt ja gewöhnlich auf Nahrungsmangel; wer darin gesündigt hat, muss deshalb sterben und wird gehängt, und er erfährt dasselbe Leid, das er einem zugefügt hat; denn er selbst hat den
Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/037&oldid=- (Version vom 5.9.2017)