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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn

drei Tage, nach diesen wird der König deiner gedenken, dich von hier holen lassen, dir Verzeihung gewähren und dich in deine frühere Würde wieder einsetzen, und zum Zeichen der Bestätigung im Amte wirst du wieder Wein einschenken und den Becher dem Könige reichen“. Jener war sehr erfreut, als er solches vernahm. 93|(18.) Auch der p. 55 M. Oberbäcker nahm die Deutung beifällig auf, wie wenn auch er einen glückverheissenden Traum gehabt hätte, der aber im Gegenteil grosses Unglück kündete, und erzählt in trügerischem Vertrauen auf die guten Hoffnungen des andern seinen Traum: „Mir träumte, dass ich drei mit Backwerk gefüllte Körbe auf dem Kopfe trug, den obersten voll von allerlei Arten, die der König zu essen pflegt — natürlich ist das für die königliche Mahlzeit zubereitete Gebäck sehr mannigfaltig —, dass aber Vögel, die herabflogen, es von meinem Kopfe wegnahmen und gierig frassen, bis sie alles verzehrt hatten und nichts davon übrig war“. 94|Hierauf sagte der Jüngling: „Ich wünschte, du hättest die Traumerscheinung nicht gehabt oder du hättest sie verschwiegen, oder sie wäre, wenn man sie schon erzählen musste, wenigstens fern von meinen Ohren erzählt worden, damit ich sie nicht hörte; denn ich scheue mich, mehr als irgend einer, Verkünder eines Unglücks zu sein und teile den Schmerz der Unglücklichen und leide aus Menschenfreundlichkeit nicht weniger als die vom Unglück Betroffenen. 95|Aber da die Traumdeuter als Dolmetscher und Verkünder göttlicher Aussprüche die Wahrheit sagen müssen, so will ich sprechen und nichts verheimlichen; denn nicht lügen ist unter allen Umständen das Beste, bei göttlichen Aussprüchen aber fromme Pflicht. 96|Die drei Körbe bedeuten drei Tage; nach deren Ablauf wird der König Befehl geben, dass man dich an den Pfahl schlage und dir den Kopf abhaue, und herabfliegende Vögel werden dein Fleisch fressen, bis du ganz verzehrt sein wirst“. 97|Natürlich war jener bestürzt und niedergebeugt in Erwartung des bestimmten Zeitpunktes und in Vorahnung der ihn treffenden Qualen. Als aber die drei Tage verstrichen waren, brach der Geburtstag des Königs an, an welchem alle im Lande sich zu Festfeiern versammelten,

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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/025&oldid=- (Version vom 6.1.2021)