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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn

einen Feind, zogen ihm das Gewand aus und warfen ihn in eine der tiefen Gruben, das Gewand aber tauchten sie in das Blut eines Böckchens und schickten es dem Vater mit dem Vorgeben, dass er (der Jüngling) wohl von wilden Tieren zerrissen sei. 15|(4.) An jenem Tage kamen durch einen Zufall einige Kaufleute des Weges, die von Arabien nach Aegypten Waren zu bringen pflegen. Diesen Männern verkaufen sie den Bruder, nachdem sie ihn herausgezogen, auf Anraten des dem Alter nach vierten (Bruders). Dieser nämlich fürchtete, wie ich glaube, jener könnte doch noch (von den Brüdern), da sie unversöhnlichen Groll gegen ihn hegten, hinterlistig getötet werden; deshalb riet er ihn zu verkaufen, tauschte p. 44 M. also Sklaverei für Tod, das kleinere Uebel für das grössere, ein. 16|Als aber der Aelteste, der beim Verkauf nicht zugegen war, (in die Grube) blickte und ihn dort nicht sah, nachdem er erst vor kurzem ihn verlassen hatte, schrie er laut auf, zerriss seine Kleider von oben bis unten und gebärdete sich wie ein Wahnsinniger, indem er die Hände rang und sich die Haare ausraufte, und rief: 17|„Was ist ihm geschehen? Sprecht, lebt er oder ist er tot? Wenn er nicht mehr ist, zeiget mir den Leichnam, damit ich ihn wenigstens beweine und dadurch meinen Schmerz über das Unglück lindere; wenn ich ihn nur vor mir liegen sehe, werde ich Trost finden. Wozu tragen wir selbst dem Toten Groll nach? Gegen die Entschwundenen wächst kein Neid mehr. Wenn er aber lebt, wohin ist er gegangen? Bei welchen Menschen findet er Schutz? Denn ich stehe doch wohl nicht wie er in Argwohn bei euch, dass ihr mir misstraut?“ 18|Als sie nun berichteten, dass er verkauft sei, und ihm den Kaufpreis zeigten, sagte er: „Einen schönen Handel habt ihr da abgeschlossen; lasst uns doch den Gewinn teilen! lasst uns im Wettkampf mit den Sklavenhändlern um den Preis der Schlechtigkeit den Siegeskranz aufsetzen und lasst uns prahlen, dass wir an Roheit sie übertroffen haben; sie verfahren ja so nur gegen Fremde, wir aber gegen die Eigenen und Liebsten. 19|Eine grosse Schandtat ist begangen, ein schmachvoller Frevel. Denkmäler der Tugendhaftigkeit haben unsere Väter überall in der Welt hinterlassen, wir werden

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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/009&oldid=- (Version vom 1.9.2017)