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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn

dem Welt- oder Naturgesetz. Der nächste Abschnitt schildert die im 39. Kapitel der Genesis erzählten Erlebnisse Josephs im Hause Potiphars (§ 37-57); hier macht Joseph zwei weitere Vorbereitungsstadien für seinen künftigen Beruf durch, da er sich als guter Hausverwalter und in dem Verhalten gegen die Frau Potiphars als standhafter Charakter bewährt. In der allegorischen Erklärung dieses Abschnitts (§ 58-79) vergleicht Philo Josephs Herrn, den Eunuchen Potiphar, mit dem Volke eines Staates, worin Ochlokratie herrscht, die Frau Potiphars mit der sinnlichen Begierde und Joseph selbst mit dem ernsten Staatsmann, der alle Demagogie verabscheut und der sinnlichen Begierde des Pöbels freimütig entgegentritt und ihr nicht nachgibt, wenn er auch das Schlimmste über sich ergehen lassen muss. Es folgt die Schilderung von dem Verhalten Josephs im Gefängnis und die im 40. Kapitel der Genesis erzählte Deutung der Träume des Obermundschenks und des Oberbäckers (§ 80-98). Darauf wird sogleich auch der Inhalt des 41. Kapitels erzählt, die Träume Pharaos, ihre Deutung durch Joseph und seine Einsetzung als Landesverweser (§ 99-124). Philo wendet sich dann zur allegorischen Erläuterung der beiden Abschnitte; die verschiedenen Träume und ihre Deutung durch Joseph geben ihm Gelegenheit zu einer längeren philosophischen Erörterung, worin er nachweisen will, dass der Staatsmann überhaupt ein Traumdeuter ist (§ 125 bis 150). Es handelt sich dabei aber nicht um die gewöhnlichen Träume der Schlafenden, sondern um den grossen allgemeinen Traum der Wachen: das ganze menschliche Leben ist ein Traum, und der Staatsmann hat die Aufgabe, diesen Traum zu deuten. Wie die Traumerscheinungen nicht der Wirklichkeit entsprechen, so haben auch die Vorstellungen des wachenden Menschen keinen rechten Bestand: sie kommen und gehen in ewigem Wechsel. Alles im menschlichen Leben ist der Veränderung unterworfen, eins ist immer der Tod des andern, nichts ist beständig; nicht nur körperliche und äussere Güter sind vergänglich und wechseln immerfort, auch unsere Sinneswahrnehmungen und Vorstellungen sind trügerisch, und eine sichere Erkenntnis der Dinge ist dem menschlichen Geiste unmöglich. Diese Ausführungen hat Philo wahrscheinlich aus einer skeptischen Quelle geschöpft. Es folgt noch eine zweite allegorische Erklärung, die er nach seiner Angabe von anderen vernommen hat (§ 151-156): der König von Aegypten ist Symbol des menschlichen Geistes; wenn dieser zu sehr auf leibliche Genüsse bedacht ist, hat er besonders dreierlei im Auge, Backwerk, Getränke und die Zukost; daher hat er drei Diener, die ihm diese verschaffen, den Oberbäcker, den Obermundschenk und den Oberkoch. (Brod-)Speise und Trank sind wichtige Nahrungsmittel, deshalb fallen ihre Verwalter in Ungnade, wenn sie ihre Pflichten vernachlässigen; ihr Schicksal ist aber

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Philon: Ueber Joseph in der Übersetzung von Leopold Cohn. Breslau 1909, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/004&oldid=- (Version vom 1.8.2018)