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Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn

Von wem, sagt die Schrift nicht, damit aus dem Schweigen der in tiefere Deutungsweise Eingeweihte für seine Erkenntnis Nutzen ziehen kann. 122 Bei genauerer Erwägung wirst du nämlich finden, dass alle, von denen man sagt, dass sie gern spenden, mehr verkaufen als schenken, und dass die, von denen wir meinen, dass sie Spenden empfangen, in Wahrheit kaufen. Denn die Geber, die als Entgelt Lob oder Ehre gewinnen wollen, also für ihre Spende eine Gegengabe verlangen, betreiben unter dem schön klingenden Namen „Geschenk“ eigentlich einen Verkauf, da doch die Verkäufer für das, was sie bieten, etwas zu empfangen pflegen; und die Empfänger von Geschenken, die sie zurückzuerstatten bemüht sind und bei Gelegenheit wirklich zurückerstatten, handeln wie Käufer, die ja wissen, dass sie ebenso zu zahlen haben, wie sie empfangen. 123 Gott aber ist kein Verkäufer, der seinen Besitz feilbietet, sondern verschenkt alles, er lässt seine nie versiegenden Gnadenquellen fliessen und verlangt keinen Entgelt; denn er selbst ist bedürfnislos, und von den Geschöpfen ist keins imstande sein Gnadengeschenk zu erwidern.

124 (35.) Da nun durch wahrhafte Reden und Zeugnisse, die wir nicht falschen Zeugnisses beschuldigen dürfen, — denn Gottesworte, die Moses in den heiligen Büchern aufgezeichnet hat, sind die Zeugen — alles als Gottes Besitz anerkannt ist, müssen wir den Geist abweisen, der das im Umgang mit der Sinnlichkeit Erzeugte als eigenen Besitz ansah und Kain nannte und sprach: „ich habe einen Menschen erworben durch Gott“ (1 Mos. 4,1). 125 Auch darin irrte er. Inwiefern denn? weil Gott Urheber ist, nicht Werkzeug, und das, was entsteht, durch Vermittlung eines Werkzeuges zwar, aber durchaus von dem Urheber geschaffen wird. Denn damit etwas entsteht, [p. 162 M.] muss mehreres zusammenkommen, das von wem, das aus wem, das durch wen, das weswegen. Das von wem ist der Urheber, das aus wem ist der Stoff (die Materie), das durch wen ist das Werkzeug, das weswegen ist die Ursache. 126 Z. B., es fragt jemand: damit ein Haus und eine ganze Stadt gebaut werden kann, welche Dinge müssen da zusammenkommen? ein Baumeister, Steine, Holz und Werkzeuge, nicht? Was ist nun ein Baumeister anderes als der Urheber, von dem (der Bau geschaffen

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: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1919, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/037&oldid=- (Version vom 3.12.2016)