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Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn

zukommende Veränderlichkeit aus Liebe zur Erkenntnis zügelt und sie zum Stehen zwingt, so kommt er unverkennbar der göttlichen Glückseligkeit nahe. 20 Den Cherubim und dem flammenden Schwert weist Gott also die Stätte gegenüber dem Garten mit Recht an, nicht wie Feinden, die sich entgegenstellen und kämpfen wollen, sondern wie Vertrauten und guten Freunden, damit aus der Betrachtung und dem beständigen Anschauen die Kräfte Sehnsucht zueinander bekommen, indem der gnadenreiche Gott die hochstrebende himmlische Liebe auf sie herabwehen lässt.

21 (7.) Was aber die Schrift mit den Cherubirn und dem sich drehenden flammenden Schwerte meint, müssen wir jetzt untersuchen. Vielleicht will sie damit die Umlaufsbewegung des ganzen Himmels symbolisch bezeichnen. Denn eine Bewegung nach einander entgegengesetzten Richtungen haben die Himmelssphären auszuführen, die der Fixsterne nach rechts, die der Planeten nach links. 22 Die äusserste Sphäre, die der sog. Fixsterne, ist eine, die sich immer in demselben Kreislauf von Osten nach Westen bewegt; der inneren Sphären, der der Planeten, gibt es sieben, die einen freiwilligen und einen gezwungenen Umlauf haben, da sie entgegengesetzte und doppelte Bewegungen innehalten. Und zwar ist ihre unfreiwillige (Bewegung) ähnlich der der Fixsterne, denn sie scheinen an jedem Tage von Osten nach Westen zu wandern, die ihnen eigentümliche aber geht von Westen nach Osten, bei der die Umläufe der sieben Gestirne auch längere Zeiten in Anspruch nehmen, die gleichlaufenden gleiche, nämlich Sonne, [p. 143 M.] Morgenstern und Stilbon (Merkur), diese drei Planeten haben gleiche Geschwindigkeit, die ungleich laufenden ungleiche zwar, aber doch in bestimmtem Verhältnis zueinander und zu jenen drei stehende[1]. 23 Der eine der Cherubim ist nun die äusserste Sphäre, der äusserste Teil des ganzen Himmels, die


  1. Die Lehre von der Einteilung des Himmels in 8 Sphären oder Kreise, die 7 der Planeten (ἑβδομάς) und die der Fixsterne (ὀγδοάς), findet sich in verschiedenen philosophischen Systemen, insbesondere bei den Stoikern. Vgl. Ueber den Dekalog § 103 und Anm.; Cic. de nat. deor. II 49 ff. (Posidonius). An unserer Stelle lehnt sich Philo an die Auseinandersetzung Platos (Tim. 36 c. d) an.
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Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1919, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/011&oldid=- (Version vom 3.12.2016)