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Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler

Reichtums[1] – er bedeutet nämlich „Glücklichpreisung“, da ja der Reichtum für einen glücklichen Besitz gehalten wird –, 36 das des Friedens Naphthalim – denn alles öffnet sich und tut sich auf dem Frieden, wie es [664 M.] dem Kriege sich verschließt; sein Name aber heißt übersetzt „Breitmachen“ oder „Geöffnetes“ –, Benjamin aber das der jugendlichen und greisenhaften Zeit;[2] denn er soll in Übersetzung „Sohn der Tage“ bedeuten, durch Tage und Nächte aber wird der junge ebenso wie der alte Äon gemessen. 37 Es ergreift nun jeder das zu ihm Passende, und nachdem er die Teile ergriffen hat, bindet[3] er alle zusammen: der Wohlgeratene die Treffsicherheit, die Geduld und das Gedächtnis, aus denen die Wohlgeratenheit besteht, der gut Lernende das Zuhören, das Schweigen und die Aufmerksamkeit, der Handelnde den Mut und die waghalsige Kühnheit, 38 der Danksagende das Lob, die Lobgesänge, die Hymnen und Seligpreisungen in Wort und Gesang, der nach Lohn Strebende die geduldige Standhaftigkeit unverdrossener Ausdauer und die Sorgfalt verbunden mit unübertrefflicher Schnelligkeit, 39 der dem Licht statt der Finsternis Nachgehende das Wachsein und den Scharfblick, der das Schneiden und Unterscheiden der Dinge Betreibende die scharfen Begriffe, das Sich-nicht-täuschen-lassen durch Ähnliches, als wäre es dasselbe, die Unbeeinflußbarkeit und die Unbestechlichkeit, 40 der die Räuber Übertreffende und den gegen ihn im Hinterhalt Liegenden wieder einen Hinterhalt Legende den Betrug, die List, die Gaukelei, die Spitzfindigkeit, die Verstellung und die Heuchelei, was alles an sich tadelnswert, gegen die Feinde gebraucht aber löblich ist, der nach dem Reichtum der Natur Trachtende die Selbstbeherrschung und die Bedürfnislosigkeit, und der den Frieden Liebende die Wohlgesetzlichkeit, die Gerechtigkeit, die Bescheidenheit und die Billigkeit. [6] 41 Hieraus werden die Garben der Brüder, die mit ihm von demselben Vater stammen, gebunden, die des Bruders aber, mit dem er dieselbe Mutter hat, aus Tagen und aus der Zeit, die keines Dinges Ursachen sind, aber die scheinbaren von allem.[4] 42 Der Träumer


  1. Vgl. Über die Wanderung Abrahams § 95.
  2. Vgl. Über die Namensänderung § 92.
  3. Dadurch will Philo den Ausdruck der LXX δεσμεύειν allegorisch erklären.
  4. Da nach Philos Lehre (Über die Geburt Abels § 65 und Anm. dazu) „die Zeit nicht mitwirkte, als Gott das All erzeugte, da sie selbst erst mit dem werdenden Kosmos zusammen entstand“, ist sie keine Ursache, sondern eine Begleiterscheinung der Bewegungen im All.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloSomnGermanAdler.djvu/69&oldid=- (Version vom 7.10.2018)