Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler | |
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und niederschlagen können. 279 Der Feind des schauenden Geschlechts aber ist das Volk Pharaos, das nicht aufhörte, die Tugend anzugreifen, zu verfolgen und zu knechten, bis es eine böse Vergeltung erfuhr für das, was es angerichtet hatte, versenkt ins Meer der Übeltaten und in die Brandung, die die tobende Leidenschaft erregte, so daß jener Augenblick [696 M.] einen überschwenglichen Anblick, einen widerstandslosen Sieg und eine alle Hoffnung übertreffende Freude brachte. 280 Darum heißt es: „Es sah Israel die Ägypter tot an dem Ufer des Meeres“ (2 Mos. 14, 30).[1] Groß ist die schützende Hand, die dazu zwingt, daß an Mund, Lippen und Rede diejenigen zu Falle kommen, die diese Werkzeuge gegen die Wahrheit geschärft haben, auf daß nicht durch fremde, sondern durch ihre eigenen Waffen die sterben, die sie gegen andere erhoben hatten. 281 Dreierlei sehr Schönes aber verkündet (die heilige Schrift) der Seele als frohe Botschaft: erstens den Untergang der ägyptischen Leidenschaften, zum andern daß es geschah, nicht an irgendeinem andern Orte, sondern an den Rändern der salzigen und bitteren Quelle, gleichsam eines Meeres, (den Rändern), durch welche die der Tugend feindliche sophistische Rede herausgeflossen war, schließlich aber den Anblick des Sturzes. 282 Denn nichts Gutes möge unsichtbar sein, sondern es möge ans schattenlose Licht und an die leuchtende Sonne gebracht werden; umgekehrt ist das Schlechte wert, in tiefe Finsternis und Nacht zu fallen.[2] Und dieses möge auch nicht durch Zufall jemals sichtbar werden, das Gute aber möge von schärferen Augen immer von allen Seiten betrachtet werden. Was ist so sehr etwas Gutes als das Leben des Guten und der Tod des Schlechten? [43] 283 Drei also waren es, die ihre Redegewalt bis zum Himmel ausdehnten. Diese richteten ihre Anstrengung gegen die Natur, ja mehr noch: gegen ihre eigene Seele, indem sie sagten, es gäbe nur dieses Wahrnehmbare und Sichtbare hier, das weder jemals geworden sei noch wieder vergehen werde, ungezeugt und unvergänglich, ohne Verwaltung, Steuerung und Aufsicht. 284 Als sie dann eine Schlußfolgerung auf die andere gesetzt hatten, führten sie den Bau ihrer unhaltbaren Lehre wie einen Turm in die Höhe empor. Es heißt nämlich, daß „die ganze Erde eine Sprache war“ (1 Mos. 11, 1),[3] eine unstimmige Übereinstimmung
Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloSomnGermanAdler.djvu/112&oldid=- (Version vom 6.1.2019)