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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn

ersten mondähnlichen (sichelförmigen) Aufleuchten bis zum Halbmond in sieben Tagen, sodann wird er in ebenso vielen Tagen zum Vollmond, und darauf kehrt er wieder um und durchläuft denselben Weg vom Vollmond bis zum Halbmond in wiederum sieben Tagen und vom Halbmond zur Mondsichel in der gleichen Zeit, womit die genannte Zahl (28) erreicht wird.

102 Bei denen, die gewohnt sind die Wörter im eigentlichen Sinne zu gebrauchen, heisst die Siebenzahl auch „die Vollendung bringende“, weil durch sie alles zur Vollendung gebracht wird. Beweisen kann man das daraus, dass jeder organische Körper drei Ausdehnungen hat: Länge, Breite und Tiefe, und vier Grenzen: Punkt, Linie, Fläche und geometrischen Körper, durch deren Addition die Siebenzahl entsteht. Es wäre aber unmöglich, die Körper mit der Siebenzahl nach ihrer Zusammensetzung aus den drei Ausdehnungen und vier Grenzen zu messen, wenn nicht die Ideen der ersten Zahlen, der 1, 2, 3 und 4, auf denen die Zehnzahl beruht, schon die Natur der Sieben enthielten; denn die genannten Zahlen haben vier Grenzen: die erste, die zweite, die dritte und die vierte, und drei Ausdehnungen: die erste geht von 1 bis 2, die [25 M.] zweite von 2 bis 3, die dritte von 3 bis 4.

[35.] 103 Ausser dem Gesagten zeigen deutlich die vollendende Kraft der Sieben auch die Altersstufen des Menschen, die von der Kindheit bis zum Greisenalter so gemessen werden: in der 1. Jahrwoche erfolgt das Wachsen der Zähne, in der 2. beginnt die Zeugungsfähigkeit, in der 3. der Bartwuchs, in der 4. die Steigerung der Manneskraft, in der 5. die Zeit zur Verehelichung, in der 6. der Höhepunkt der Einsicht, in der 7. die fortschreitende Verbesserung und Stärkung des Geistes und der Redekraft, in der 8. die Vollendung beider; in der 9. beginnt die Milde und Sanftmut, da die Leidenschaften dann schon mehr bezähmt sind; in der 10. Jahrwoche kommt das erwünschte Ende des Lebens, wenn auch die organischen Glieder noch beisammen sind; denn das lange Greisenalter pflegt jeden niederzuwerfen und zu schwächen. Diese Lebensalter beschrieb auch Solon, der Gesetzgeber der Athener, in folgender Elegie:

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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloOpifGermanCohn.djvu/42&oldid=- (Version vom 9.9.2019)