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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn

eine sehr schöne Stufenfolge ist, in der die Schöpfung der Lebewesen nach seiner Anweisung erfolgte. Die roheste und am wenigsten ausgebildete Seele ist der Gattung der Fische zugeteilt[1], die vollkommenste und in jeder Hinsicht beste dem Menschengeschlecht, die in der Mitte zwischen beiden liegende dem Geschlecht der Landtiere und Luftwandler; die letztere ist nämlich empfindungsfähiger als die der Fische, [15 M.] aber schwächer als die im Menschen waltende. 66 Deshalb schuf er als die ersten beseelten Wesen die Fische, die mehr von der körperlichen als von der seelischen Substanz besitzen und gewissermassen Lebewesen und nicht Lebewesen sind, bewegte Unbeseelte, da ihnen nur zur Erhaltung des Körpers etwas Seelenartiges beigemischt wurde, wie etwa das Salz dem Fleisch zugesetzt wird, damit es nicht so leicht verderbe. Nach den Fischen schuf er die Vögel und Landtiere; denn diese sind schon empfindungsfähiger und zeigen in ihrer Gestaltung deutlicher die Eigenart ihrer Beseeltheit. Zuletzt, wie gesagt, schuf er den Menschen, dem er als besonderen Vorzug den Geist schenkte, gewissermassen eine Seele der Seele, wie die Pupille im Auge; denn auch diese nennen diejenigen, welche die Natur der Dinge genauer erforschen, das Auge des Auges.

[22.] 67 Damals also entstand alles zu gleicher Zeit; obwohl aber alles zugleich entstand, musste doch die Schilderung in bestimmter Ordnung gegeben werden, weil nach einer solchen in Zukunft alles aus einander entstehen sollte. Bei der Entstehung der Einzelwesen ist aber die Ordnung diese, dass die Natur mit dem Unbedeutendsten anfängt und mit dem Allerbesten aufhört[2]. Wie das gemeint ist, muss mehr verdeutlicht

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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloOpifGermanCohn.djvu/27&oldid=- (Version vom 9.9.2019)
  1. Die Fische wurden im Altertum auf eine niedrigere Stufe gestellt als die übrigen Tiere. Plato teilt die Tiere in 4 Stufen ein: Vögel, zahme Landtiere, wilde Tiere, Fische (Tim. 92a).
  2. Philo vergleicht die Reihenfolge, in der die verschiedenen Tiergattungen nach dem biblischen Schöpfungsbericht geschaffen wurden, mit den Entwicklungsphasen in der Entstehung des einzelnen Tieres, wobei er sich an die stoische Einteilung aller Wesen in 4 Klassen hält: 1. solche die nur ἕξις oder leblose Beschaffenheit haben (unorganische Wesen); 2. solche die φύσις oder organische Natur haben (Pflanzen); 3. solche die ψυχή oder animalisches Leben haben (Tiere), und zwar zerfällt die tierische Seele in WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt 2 Hauptkräfte, die θρεπτική (Nährkraft) und die αἰσθητική (Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen); 4. die Menschen, die durch die ψυχὴ λογική (Vernunft) sich von den andern Tieren unterscheiden.