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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

262 Aber der himmlische Vater machte ihnen durch zwei ganz deutliche Beweise den Spruch des Propheten einleuchtend; den einen lieferte er sofort durch das Verderben, den üblen Geruch und die Verwandlung des Uebriggelassenen in die gemeinsten Lebewesen, in Würmer, den andern gab er später: immer nämlich wurde, was das Volk zuviel gesammelt hatte, von den Sonnenstrahlen zersetzt und zerschmolz völlig. 263 (36.) Einen zweiten Spruch verkündet er in göttlicher Ergriffenheit nicht lange darauf, den über den heiligen Sabbat. Dass dieser Tag in der Natur einen Vorrang hat, nicht nur seitdem die Welt geschaffen war, sondern schon vor Erschaffung des Himmels und der ganzen sinnlich wahrnehmbaren Welt[1], das wussten die Menschen nicht, vielleicht weil infolge der oft aufeinander folgenden Vernichtungen durch Wasser und Feuer[2] die späteren Geschlechter von den früheren keine Erinnerung an die Aufeinanderfolge und Ordnung in der Reihe der Zeiten durch Ueberlieferung hatten empfangen können. Diese unbekannte Tatsache offenbarte er in göttlicher Begeisterung in einem Spruch, der ihm durch das Zeugnis eines deutlichen Zeichens bestätigt wurde (2 Mos. 16,22ff.). 264 Dies Zeichen war folgendes: an den vorhergehenden Tagen pflegte der Speiseregen aus der Luft in geringerer Menge zu kommen, damals (am 6. Tage) aber in doppelt so grossem Masse. Wenn ferner an den früheren Tagen etwas übrig blieb, wurde es weich und zerschmolz, bis es völlig in Feuchtigkeit sich verwandelte und ganz verschwand, damals aber blieb es ohne jede Veränderung in gleichem Zustande. Als dies Moses mitgeteilt wurde und er sich sofort selbst durch den Augenschein davon überzeugte, war er verwundert, aber es gab ihm weniger Anlass zu verstandesmässiger Folgerung als vielmehr zu gottbegeisterter Kundgebung über den


  1. Vgl. das Sabbatlied des Salomo Alkabez לכה דודי‎ (im hebr. Gebetbuche): מראש מקדם נסוכה‎.
  2. Von einer Vernichtung der ganzen Welt durch Feuer berichten die biblischen Quellen nichts, im Gegenteil, Gen. 8,21 spricht ausdrücklich dagegen. In dieser für Griechen bestimmten Schrift konnte Philo vielleicht an den mythischen Weltbrand zur Zeit des Phaethon (vgl. Ovid Met. II, 210 ff.) erinnern.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/062&oldid=- (Version vom 1.8.2018)