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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

erfahre. 164 Denn er erkannte den Lärm, weil er imstande war, [p. 160 M.] aus dem undeutlichen Stimmengewirr das eigentümliche Wesen anderen unbekannter und verborgener Seelenvorgange zu erschliessen, und merkte, dass die herrschende Unruhe vom Weinrausch herrühre, da Unmässigkeit Uebersättigung und Uebersättigung Frevelmut erzeugt. 165 So nach beiden Seiten hierhin und dorthin mit starker Macht gezogen, wusste er nicht, was er tun solle. Da wird ihm, während er dies erwog, von Gott verkündet: „Geh schnell von hinnen, steig hinab; der Gesetzlosigkeit hat das Volk sich hingegeben; sie beten als Gott einen stierförmigen, von Menschenhand gefertigten Ungott an und opfern ihm, uneingedenk alles dessen, was sie gesehen und was sie gehört haben und was sie zur Gottesfurcht führen sollte“. 166 Betäubt und gezwungen das Unglaubliche zu glauben, sprang er als Mittler und Versöhner nicht sofort hinab, sondern verrichtete zuvor die inbrünstigsten Gebete für das Volk um Vergebung für die begangenen Sünden. Erst als der sorgende Fürbitter den Herrn besänftigt hatte, kehrte er erfreut und niedergeschlagen zugleich zurück: erfreut war er, weil die Gottheit sein Flehen erhört hatte, voller Sorge und Niedergeschlagenheit aber und in Aufregung ob des Frevels der Menge. 167 (20.) Als er nun in die Mitte des Lagers kam und den plötzlichen Abfall der Menge sah und staunend wahrnahm, mit welchem Trugbilde sie die grosse Wahrheit vertauscht hatten, bemerkte er, dass die Seuche nicht alle ergriffen hatte, sondern dass einige noch gesund und dem Bösen abgeneigt waren. Um nun die Unheilbaren von den über die Vorgänge Erzürnten und den etwa ihre Sünde Bereuenden unterscheiden zu können, erlässt er die Aufforderung – dies war ein deutlicher Prüfstein für die Gesinnung eines jeden inbezug auf die Frömmigkeit und ihr Gegenteil –: „Wer zum Herrn hält, der komme zu mir!“ (2 Mos. 32,26). 168 Ein kurzer Spruch, aber von grossem Inhalt; sein Sinn ist etwa folgender: wer keines von den Werken von Menschenhand oder von den geschaffenen Wesen für einen Gott hält, sondern nur den Einen, den Leiter des Alls, der trete zu mir! 169 Von den übrigen nun achteten die einen, die in ihrem Eifer für den ägyptischen Wahn abtrünnig geworden waren,

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/039&oldid=- (Version vom 1.8.2018)