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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

nichts missgünstig im Unklaren zu lassen, dessen Mitteilung denen, die Belehrung empfangen, nützen könnte[1]. 129 Aber auch den beiden in jedem von uns wohnenden Gedankenformen, der sich mitteilenden und der innerlichen, hat er zwei ihnen eigene Vorzüge zugewiesen, der sich mitteilenden die Offenbarung, der im Geiste lebenden die Wahrheit. Es ziemt nämlich dem denkenden Geist, dass er keine Lüge in sich aufnimmt, und der Mitteilung, dass sie nichts verhindert, was zur deutlichsten Offenbarung führen kann. 130 Aber das gesprochene Wort ist von keinem Nutzen, trotz aller Verherrlichung des Schönen und Edlen, wenn nicht entsprechende Handlungen sich zu ihm gesellen. Deshalb befestigte er das Logeion an dem Schulterkleid, damit es nicht lose sei, denn er hielt es für unrecht, wenn das Wort von den Werken [p. 155 M.] getrennt ist. Die Schulter ist ihm nämlich das Sinnbild für Tatkraft und Wirken. 131 (14.) Solche Lehren sind es, auf die er durch die heilige Kleidung hindeutet. Die spitze Mütze anstatt des Königsdiadems setzt er ihm aufs Haupt, weil er es für recht hält, dass der der Gottheit Geweihte während der Zeit der heiligen Handlung alle überrage, und zwar nicht nur Laien, sondern auch Könige. 133 Oben darauf aber befindet sich das goldene Stirnblech, in das die vier Buchstaben eingegraben sind, durch die, wie es heisst, der Name des Seienden bezeichnet wird; denn ohne Anrufung Gottes kann nichts Seiendes bestehen; die Harmonie des Alls ist seine Güte und sein gnädiges Walten. 133  Auf diese Weise geschmückt begibt sich der Hohepriester zu den heiligen Handlungen, damit, wenn er zu den herkömmlichen Gebeten und Opfern hineingeht, mit ihm das ganze Weltall eintrete vermöge der Abbilder, die er an sich trägt, nämlich das von der Luft in dem Untergewande, das von dem Wasser in dem Granatapfel, das von der Erde in den Blüten, das von dem Feuer in der scharlachroten Farbe, das von dem Himmel in dem Schulterkleide, und nach dem Bilde der beiden


  1. Eine andere Deutung s. oben zu § 113. In der Schrift Quis rer. div. heres § 303 ist die Deutung der hier vorliegenden ähnlich: „den Hohenpriester hat er mit Offenbarung und Wahrheit geschmückt, denn er will, dass das Wort des Weisen deutlich und wahrhaftig sei“.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/031&oldid=- (Version vom 1.8.2018)