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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

dem Unterkleide die Granatäpfel und Blüten hängen, so hängen Erde und Wasser gewissermassen an der Luft, denn ihre Trägerin ist die Luft. 122 Das Schulterkleid ferner wird unsere Betrachtung als Sinnbild des Himmels durch wahrscheinliche Vermutungen nachweisen. Erstens deuten die zwei runden Smaragdsteine auf den Schulterblättern nach der Ansicht mancher Erklärer auf Sonne und Mond hin, die Beherrscher von Tag und Nacht unter den Gestirnen[1]; der Wahrheit näher kommend könnte man jedoch sagen, sie deuten auf die beiden Welthälften: wie die Steine nämlich sind der Teil über der Erde und der unter der Erde gleichartig, und keiner von beiden besitzt die Eigenschaft abzunehmen und zuzunehmen wie der Mond. 123 Auch die Farbe bezeugt dies: denn dem Smaragd ähnlich erscheint das Aussehen des gesamten Himmels unserm Blick. Ganz zutreffend sind aber auch in jedem der beiden Steine sechs Namen eingegraben, weil jede der beiden Welthälften, den Tierkreis in zwei Teile teilend, sechs Sternbilder des Tierkreises für sich erhält. 124 Zweitens: worauf sonst weisen die zwölf in der Farbe ungleichen, auf vier Reihen zu je drei verteilten Steine auf der Brust hin, wenn nicht auf den Tierkreis[2]? Bringt ja auch dieser in seiner [p. 154 M.] vierfachen Zerteilung in je drei Bilder die Jahreszeiten hervor, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, vier Wandlungen, und für jede von ihnen sind drei Tierbilder die Grenze, wie man sie aus den Umdrehungen der Sonne erkennt, die sich nach dem in den Zahlen sich bekundenden unverrückbaren, unwandelbaren, wahrhaft göttlichen Gesetze vollziehen. 125 Deshalb wurden sie auch dem Logeion, das diesen Namen mit Recht trägt[3], eingefügt; denn nach bestimmtem, festem Naturgesetz (Logos) stellen sich die Wandlungen und Jahreszeiten ein und zeigen, was das Wunderbarste daran ist, durch ihre zu bestimmten Zeiten wiederkehrende Veränderung


  1. Diese Deutung hat Josephus Altert. III § 185.
  2. Ebenso Josephus a. a. O.
  3. Obgleich der in Rede stehende Schmuck (חשן‎) aus gewebtem Stoffe besteht, wird er gewöhnlich als „Schild“ (Brustschild) bezeichnet. Das von der Septuaginta und daher auch von Philo dafür gebrauchte Wort λογεῖον lässt sich im Deutschen schwer wiedergeben; genauer als hier erklärt Philo den Ausdruck an der Parallelstelle De spec. leg. I § 88.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/029&oldid=- (Version vom 1.8.2018)