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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

der Name; er meint damit vielleicht sinnbildlich die ersten Zahlen, eins, zwei, drei und vier, denn alles ist in der Vierheit enthalten: Punkt, Linie, Fläche und fester Körper, die Massformen für das ganze All[1], und auch die besten Akkorde in der Musik[2]: die Quarte in dem Tonverhältnis 4: 3, die Quinte in dem von 3 : 2, die Octave in dem von 2 :1 und die Doppeloctave in dem von 4 : 1. Noch andere unzählige Vorzüge besitzt die Vierzahl, von denen wir die meisten in der Abhandlung über Zahlen[3] ausführlich mitgeteilt haben. – 116 Unter dem Stirnblech befand sich der Kopfbund, damit es den Kopf nicht berühre. Ausserdem aber wurde noch eine spitze Mütze angefertigt; eine solche Mütze pflegen nämlich die orientalischen Könige statt eines Diadems zu tragen.

117 (12.) Solchergestalt war die Kleidung des Hohenpriesters; ihre Bedeutung als Ganzes und in ihren Teilen darf aber nicht übergangen werden. Ihr Ganzes[4] ist ein getreues Abbild des Weltalls, ebenso sind ihre Teile Abbilder der einzelnen Teile der Welt. 118 Beginnen wir mit dem bis auf die Füsse reichenden Gewande. Dies Unterkleid ist ganz hyacinthfarbig[5], [p. 153 M.] ein Bild der Luft; auch sie ist ja von Natur dunkelfarbig[6] und reicht gewissermassen bis zum Saume herab, nämlich von der Region unter dem Monde oben bis zu den Enden der Erde herab sich ausdehnend und überallhin strömend; deshalb umwallt auch das Gewand von der Brust bis zu den Füssen den ganzen Körper. 119 An ihm sind


  1. Wie in der Schrift über die Weltschöpfung (§ 98) und sonst geht Philo bei der Bestimmung der mathematischen Gebilde vom Punkte aus und zählt 1) Punkt, 2) Linie, 3) Fläche und 4) Körper.
  2. Vgl. die Anm. zu S. 43.
  3. Diese Schrift Philos ist nicht erhalten; vgl. oben S. 44 Anm. 2.
  4. Ueber die Kleidung des Hohenpriesters handelt Philo fast wörtlich ebenso De spec. leg. I § 84 ff. Zur Symbolik vgl. Weish. Salom. XVIII 24 ἐπὶ γὰρ ποδήρους ἐνδύματος ἦν ὅλος ὁ κόσμος.
  5. Die Hyakinthos der Alten hat mit unsrer Hyacinthe nicht vielmehr als den Namen gemein. Mit der dunkelblauen Farbe der Blume wird oft dunkles Haar verglichen.
  6. Vgl. oben § 88.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/027&oldid=- (Version vom 1.8.2018)