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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

die das Recht, die neben der Gottheit thronende[1], das Böse hassende Macht, mit gewaltiger Hand an ihnen vollzog: die wirkungskräftigsten Elemente des Alls, Wasser und Feuer, kamen über sie, sodass im Gange der Zeiten die einen durch Ueberschwemmungen[2] umkamen, die anderen durch Verbrennung[3] zu Grunde gingen. 54 Hochgehende Meereswogen und hoch angeschwollene Quellflüsse und Giessbäche überschwemmten alle Städte in der Ebene und rissen sie mit sich fort, und die Tag und Nacht unaufhörlich anhaltenden Regengüsse die auf den Bergen liegenden. 55 Später, als aus den Ueberbleibseln das Menschengeschlecht sich wieder vermehrt hatte und zahlreich geworden war und die Abkömmlinge das Leid der Ahnen sich nicht zur Belehrung [p. 143 M.] für besseren Lebenswandel nahmen, sondern sich Ausschweifungen ergaben und noch schlimmerem Wandel als jene huldigten, beschloss er diese durch Feuer zu vernichten. 56 Da fuhren, wie die heilige Schrift berichtet (1 Mos. 19,24 ff.), Blitze vom Himmel und verbrannten die Gottlosen und ihre Städte. Noch bis heute zeigt man Denkzeichen des über sie gekommenen unsagbaren Unglücks in Syrien, Trümmer und Asche und Schwefel und Rauch und noch immer emporsteigende trübe Flammen wie von schwelendem Feuer. 57 Hierbei wurden die Gottlosen durch die erwähnten Strafen gezüchtigt, und die Menschen, die durch edle Gesinnung sich auszeichneten, blieben verschont und erhielten den ihrer Tugend würdigen Preis. 58 Während nämlich durch das Herniederfahren der feurigen Blitzstrahlen das ganze Land mitsamt seinen Bewohnern verbrannt wurde, wird ein einziger Mann, ein Eingewanderter, durch göttliche Fürsorge gerettet, weil er sich an keinem der Frevel der Einheimischen beteiligt hatte, obwohl sonst Eingewanderte ihrer Sicherheit halber den fremden Sitten Achtung erweisen, weil die Verweigerung dieser Achtung mit Gefahr von Seiten der Eingeborenen verbunden ist. Und dabei hatte er nicht etwa den höchsten Grad der Weisheit erreicht, sodass er wegen der Vollkommenheit seines Wesens eines


  1. Vgl. מדת הדין‎.
  2. Durch die Sintflut.
  3. Zerstörung von Sodom und Gomorra.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/013&oldid=- (Version vom 1.8.2018)