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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

seine Gesetze durch ihren Glanz die andern, wie die Sonne bei ihrem, Aufgange die Sterne, verdunkeln.

45 (8.) Genügt nun schon das Gesagte als grosses Lob für den Gesetzgeber, so ist ein anderes noch grösser, das die heiligen Schriften[1] selbst enthalten, denen wir uns nunmehr zuzuwenden haben, um die Vortrefflichkeit ihres Verfassers zu erweisen. 46 Von diesen Schriften ist ein Teil geschichtlichen Inhalts, der andere enthält Gebote und Verbote, über den wir in zweiter Reihe sprechen wollen, nachdem wir den ersten der Anordnung nach auch zuerst ausführlich behandelt haben. 47 Von dem geschichtlichen Teil handelt ein Abschnitt von der Schöpfung der Welt, der andere von der Geschichte der einzelnen Geschlechter, und zwar einerseits von der Züchtigung der Gottlosen, andrerseits von den Ehren der Gerechten. Weshalb er nun damit seine Gesetzgebung begann und die Gebote und Verbote in zweite Reihe stellte, davon müssen wir jetzt sprechen. 48 Nicht wie sonst, ein Geschichtschreiber befasste er sich damit, die Aufzeichnung von Ereignissen alter Zeiten der Nachwelt nutzlos nur zur Unterhaltung zu überliefern, sondern er ging auf die allerälteste Zeit zurück und begann mit der Schöpfung des Alls, um zwei sehr wichtige Lehren zu geben: erstens dass der Vater und Schöpfer der Welt und der wahrhafte Gesetzgeber ein und dasselbe Wesen ist, und zweitens dass, wer nach diesen Gesetzen leben will, freudig nach Uebereinstimmung mit der Natur streben und dem Gesetze des Alls gemäss in vollem Einklang seiner Worte mit seinen Handlungen und der Handlungen mit seinen Worten leben wird[2]. 49 (9.) Von den andern Gesetzgebern haben die einen sofort angeordnet, was man tun und was man lassen soll, und Strafen für die Uebertreter festgesetzt, die anderen, die sich für die besseren hielten, haben nicht damit [p. 142 M.] den Anfang gemacht, sondern zuvor in ihrer Darstellung ein fest begründetes Staatsgebäude entworfen, dem sie dann die ihrer Meinung nach am meisten für diese Gründung


  1. Unter den heiligen Schriften versteht Philo hier, wie auch sonst meistenteils, ausschliesslich die fünf Bücher Mosis.
  2. Die bekannte Forderung der stoischen Philosophie.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.8.2018)