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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

oder von Menschenhand herrührendes Unglück aufgelöst hat, wie sollte das nicht schätzenswert und über alle Massen herrlich sein? 17 (4.) Aber das ist noch nicht das Wunderbare daran, obwohl man es an und für sich mit Recht für etwas Grosses halten kann, dass die Gesetze zu aller Zeit streng beobachtet worden sind, sondern noch wunderbarer scheint es zu sein, dass nicht nur Juden, sondern auch fast alle übrigen und vor allem die, die besonderes Gewicht auf Tugend legen, sich für ihre Hochschätzung und Verehrung geheiligt haben; darin haben sie eine ganz besondere Auszeichnung erfahren, die keiner andern Einrichtung zuteil geworden ist. 18 Ein Beweis dafür ist folgendes: in Hellas und im Barbarenlande gibt es, möcht’ ich sagen, keine Stadt, die die Gesetze einer andern Stadt ehrt, ja kaum die eigenen für immer beibehält, sondern sie treffen Aenderungen nach dem Wandel von Zeit und Umständen. 19 Die Athener verwerfen die Sitten und Bräuche der Lakedämonier und die Lakedämonier die der Athener; auch im Barbarenlande beobachten die Aegypter nicht die Gesetze der Skythen oder die Skythen die der Aegypter, kurz, die Bewohner Asiens nicht die der Völker Europas und die Bewohner Europas nicht die der Asiatischen Völker, sondern fast vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang steht jedes Land und Volk und Staatswesen den fremden Bräuchen mit Abneigung gegenüber und vermeint die Schätzung der eigenen Einrichtungen durch Missachtung der anderen zu erhöhen. 20 Nicht so verhält es sich mit unseren Gesetzen. Sie locken alle an sich und wissen sie zu gewinnen, Barbaren, Hellenen, Bewohner des Festlands, Inselbewohner, Völker des Orients und des Occidents, Europa, Asien, die ganze bewohnte Welt von einem Ende bis zum andern. 21 Wer z. B. hielte nicht den bekannten heiligen Sabbat in hohen Ehren, Rast von Mühen und Erholung sich selbst und seiner Umgebung, nicht Freien nur, sondern auch Sklaven, ja noch mehr, auch den Lasttieren gönnend. 22 Denn die Ruhe von der Arbeit naht sowohl jeder Herde als auch allen den Wesen, die für den Dienst des Menschen wie Sklaven für den Dienst ihres natürlichen Herrn geschaffen sind, ja sie naht auch Bäumen und Gewächsen

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/005&oldid=- (Version vom 1.8.2018)