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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

geeignete Zeitpunkt des Feldzuges gegen Balak[1] eingetreten zu sein, der so viel Schlimmes teils ins Werk zu setzen geplant teils bereits in Ausführung gebracht hatte, geplant mit Hilfe des Sehers, der, wie er hoffte, durch gewisse Verwünschungen die Macht der Hebräer zu vernichten imstande sein würde, in Ausführung gebracht vermittels der Ausschweifung und Zuchtlosigkeit der Weiber, die durch Geilheit körperlich und durch Gottlosigkeit seelisch die mit ihnen Verkehrenden zu Grunde richteten. 306 Einen Krieg mit Aufgebot des ganzen Heeres hielt er nun nicht für richtig, denn er wusste, dass übermässige Mengen sich selbst im Wege sind; zugleich aber hielt er es für nützlich, dass Kampfgenossen als Reserven den durch den Kampf Ermüdeten eine Hilfe seien. Daher wählte er die tüchtigsten der Jüngeren aus, je tausend aus einem Stamme, zwölf Tausend – denn zwölf Stämme gab es –, ernannte zum Oberfeldherrn des Krieges Phineas, der bereits eine Probe seines Feldherrnmutes abgelegt hatte, und sandte nach einem günstigen Opfer[2] die Schwerbewaffneten ins Feld. Zu ihrer Ermutigung hielt er etwa folgende Anrede: 307 „Nicht einem Siege zum Zweck der Herrschaft gilt der gegenwärtige Kampf, auch nicht dem Gewinn fremden Besitzes, was sonst ausschliesslich oder hauptsächlich Veranlassung zum Kriege ist, sondern der Gottesfurcht und Frömmigkeit, Tugenden, denen die Feinde unsere Verwandten und Freunde entfremdet haben, wodurch sie schweres Verderben über die Verführten gebracht haben. 308 Es wäre wirklich ungereimt, wenn wir unsere Angehörigen für gesetzwidriges Handeln mit dem Tode bestraften, dagegen die Feinde, die noch schwereres Unrecht getan haben, schonten und während wir die, die Unrecht tun gelernt, getötet haben, die unbestraft liessen, die sie dazu gezwungen und sie darin unterwiesen haben; sie sind ja an allem schuld, was jene getan oder gelitten haben“. 309 (57.) Durch diese Anrede gestählt und in dem bereits vorher ihren Seelen innewohnenden


  1. Nach der biblischen Erzählung (4 Mos. 31,1 ff.) wird der Krieg nur gegen Midian unternommen, weil dieses Volk Balak unterstützt hatte. Ebenso bei Joseph. a. a. O. § 159 ff.
  2. Von einem Opfer vor der Schlacht berichtet die Bibel nichts.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/077&oldid=- (Version vom 1.8.2018)