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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

in Sold genommen hatte, dem Willen der Gottheit zuwiderlief. 288 Wie er sich nun gegen die Wüste wendet, sieht er die Hebräer nach Stämmen gelagert, und in Bewunderung ihrer grossen Zahl und der Ordnung, die den Anblick einer Stadt und nicht eines Lagers bot, kündet er in Verzückung folgendes: 289 „So spricht der wahrhaft schauende Mann, der im Schlafe eine deutliche Erscheinung Gottes mit den immer wachen Augen seiner Seele sah. Wie schön sind deine Wohnungen, Heer der Hebräer, deine Zelte wie schattige Talgründe, wie ein Lustgarten am Flusse, wie Zedern am Wasser. 290 Einst wird ein Mann aus eurer Mitte hervorgehen und über viele Völker obsiegen, und seine Herrschaft wird täglich ansteigend hoch sich erheben. Dies Volk hat zum Führer auf dem ganzen Wege aus Aegypten Gott, der die Menge in [p. 127 M.] einem Heerkörper führt. 291 Darum wird es viele feindliche Völker verzehren und all ihr Fett bis zum Mark gewinnen und durch seine ferntreffenden Geschosse die Feindlichgesinnten vernichten. Es wird ausruhen wie ein Löwe oder eines Löwen Junges sich lagernd, voller Geringschätzung, in Furcht vor niemand, Schrecken den anderen einjagend. Wehe dem, der es aufstörend weckt! Die dich segnen, verdienen Segen, und Fluch, die dir fluchen“.

292 (53.) Darüber sehr unwillig sprach der König: „Zur Verfluchung der Feinde gerufen, hast du nun schon drei Segenssprüche für sie getan. Entweiche denn nunmehr schnell – ein jähes Gefühl ist der Zorn –, sonst sehe ich mich gezwungen, dir ein Leid anzutun. 293 Welcher Menge von Schätzen, Unvernünftiger, und von Geschenken, welchen Ruhmes und Rufes hast du dich in deiner Verblendung beraubt. Du wirst heimkehren, ohne aus der Fremde in die Heimat etwas Gutes mitzubringen, dafür, wie sich’s gebührt, Schmähungen und grosse Schande; so wird man deine Wissenschaft, mit der du dich früher so sehr brüstetest, verlachen“. 294 Und jener erwiderte: „Die bisherigen Reden waren lauter Gottessprüche und Weissagungen, was ich aber jetzt sagen will, sind meines eigenen Geistes Entwürfe“. Und seine Rechte fassend gab er ihm unter vier Augen einen Rat, wie er, soweit es möglich sei, sich vor dem feindlichen Heere schützen könne, ein Rat,

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/073&oldid=- (Version vom 1.8.2018)