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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

sei und überhaupt nichts ohne Orakel zu tun pflege; er sagte, die Gottheit gestatte ihm nicht zu gehen. 267 So kehrten die Abgesandten unverrichteter Sache zum Könige zurück. Aber andere angesehenere Männer wurden sofort zu demselben Zweck erwählt, die noch mehr Geld mit sich brachten und noch reichere Gaben versprachen. 268 Durch den Köder des ihm bereits Gebotenen und die Hoffnung auf die zukünftigen Geschenke verlockt und aus Achtung vor dem Ansehen der Einladenden gab er endlich nach, schützte aber wiederum die Gottheit in unaufrichtiger Weise vor. Er rüstete sich also am folgenden Tage zur Reise, wobei er von Träumen erzählte, von denen er angeblich in deutlichen Gesichtern getrieben werde, nunmehr nicht daheim zu bleiben, sondern den Gesandten zu folgen. 269 (49.) Als er schon unterwegs war, wird ihm auf der Reise ein sehr deutliches Zeichen gegeben, dass das Unternehmen, zu dem er eilte, gegen den Willen der Gottheit sei. Das Lasttier nämlich, auf dem er ritt, bleibt, obwohl es auf gerader Strasse geht, zuerst plötzlich stehen; 270 dann, als ob jemand mit Gewalt es von vorn zurückstiesse oder hemmte, wich es zurück[1], und dann wieder bald nach rechts bald nach links drängend, bald hierhin bald dorthin taumelnd, war es unruhig, als wäre sein Kopf von Wein und Trunkenheit schwer, und achtete oft geschlagen der Schläge nicht, sodass es auch beinahe den Reiter abgeworfen hätte und ihn schliesslich zwar sitzen liess, aber ihm die Schläge und Schmerzen vergalt. 271 Zu beiden Seiten waren nämlich Dornenhecken und Zäune ganz dicht an der Strasse; so oft nun das Tier sich mit Wucht an diese warf, wurden dem Herrn Knie und Schienen und Füsse gequetscht und durch den Druck arg zerschunden. 272 Es war aber offenbar eine göttliche Erscheinung, vor der das Tier, das sie von fern heranschreiten sah, scheute, während der Mensch, ein Beweis für seinen Stumpfsinn, sie nicht bemerkte; so übertraf ein vernunftloses Tier in der Fähigkeit zu sehen den Mann, der sich rühmte, nicht nur das Weltall, sondern auch dessen Schöpfer zu schauen. 273 Wie er nun endlich den Engel


  1. ἐπὶ πόδας für ὑπὸ πόδας zu lesen? vgl. die Wörterbücher.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/068&oldid=- (Version vom 1.8.2018)