Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/057

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

am liebsten ihnen den Weg ganz zu versperren, falls sie ihn aber erzwingen wollten, durch Waffengewalt mit seinen frischen, eben erst in den Kampf eintretenden Kriegern sie abzuwehren, die durch ihre Wanderungen und die Entbehrungen von Speise und Trank, unter denen sie nacheinander zu leiden hatten, geschwächt wären. 216 Als Moses von seinen Kundschaftern erfuhr, dass das feindliche Heer nicht weit von ihnen entfernt sei, musterte er die kriegsfähigen Männer aus, wählte Josua, einen seiner Unterbefehlshaber, zum Feldherrn und wandte sich selbst schnell an den mächtigeren Bundesgenossen. Nachdem er sich mit dem üblichen Sühnwasser besprengt hatte, lief er rasch auf den nächsten Hügel und flehte zu Gott, dass er die Hebräer schirme und ihnen Kraft und Sieg verleihe, die er aus gefährlicheren Kämpfen und anderen Leiden errettet hätte, indem er nicht nur von Menschen ihnen zugefügtes Ungemach zerstreute, sondern auch all die neuen Gefahren, die der Aufruhr der Elemente in Aegypten und die drückende Hungersnot auf den Wanderungen im Gefolge hatten. 217 Eben waren sie im Begriffe die Schlacht zu beginnen, da begab sich ein grosses Wunder an seinen Händen: sie wurden abwechselnd sehr leicht und sehr schwer. So oft sie, in die Höhe gehoben, leicht wurden, erstarkte das eigene Heer und behielt in tapferem Kampfe die Oberhand, so oft sie aber in Schwere herabsanken, erstarkten die Feinde; die Gottheit zeigte dabei sinnbildlich, dass erbliches Eigentum der einen die Erde und die untersten Teile des Alls seien, das der andern der hochheilige Aether, und sowie in dem All König und Herrscher über die Erde der Himmel sei, so auch dies Volk über seine Widersacher siegen werde. 218 Eine Weile nun hoben [p. 116 M.] und senkten sich seine Hände wie Wagschalen abwechselnd, und so lange war auch der Kampf unentschieden; plötzlich aber verloren sie alle Schwere und hoben sich, als ob die Finger Flügel wären, hoch empor, wie die geflügelten Geschöpfe die Lüfte durchschneidend, und verharrten aufwärts schwebend, bis die Hebräer den Sieg unbestritten davontrugen; denn die kriegsfähige Mannschaft der Feinde wurde getötet, und ihnen geschah mit Recht, was sie wider Gebühr anderen zu tun beabsichtigten. 219 Darauf erbaute Moses

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/057&oldid=- (Version vom 1.8.2018)