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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

Trank für so viele Myriaden. Sie füllten nämlich alle Wasserkrüge, wie schon früher aus den Quellen, die, von Natur bitter, durch göttliche Fürsorge ihren Geschmack in einen süssen verwandelt hatten. 212 Wer dies nicht glaubt, der weiss weder etwas von Gott noch hat er je nach ihm geforscht; sonst hätte er sofort erkannt und gewiss begriffen, dass diese wunderbaren und unbegreiflichen Taten ein Kinderspiel für Gott sind, er brauchte nur auf die wahrhaft grossen und ernster Betrachtung würdigen Werke zu sehen, wie die Schöpfung des Himmels, der Planeten und der Fixsterne Kreislauf, das Aufflammen des Lichts, des Sonnenlichts am Tage und des Mondlichts in der Nacht, die Befestigung der Erde in dem mittelsten Punkt des Alls, die ungeheure Grösse von Festländern und Inseln, die zahllosen Arten von Lebewesen und Gewächsen, ferner die Ausbreitung der Meere, das Dahinströmen der Flüsse, die natürlichen Ursprung haben, und solcher, die aus Regen sich bilden, die Gewässer von nie versiegenden Quellen, die teils kaltes teils warmes Wasser [p. 115 M.] emporsprudeln, die mannigfachen Luftströmungen, die Verschiedenheit der Jahreszeiten und unzählige andere Schönheiten. 213 Das Leben reichte nicht aus, wollte einer alles einzeln, ja wollte er auch nur einen der wichtigeren Teile des Weltalls schildern, und wäre ihm die längste Lebensdauer eines Menschen beschieden. Aber diese in Wahrheit wunderbaren Dinge werden geringgeschätzt, weil wir daran gewöhnt sind, während wir die ungewöhnlichen, auch wenn sie unbedeutend sind, in unserer Vorliebe für das Neue bewundern und uns von fremdartigen Erscheinungen leicht überwältigen lassen.

214 (39.) Als sie nun bereits eine weite, unwegsame Strecke durchzogen hatten, da zeigten sich die Grenzen bewohnten Bodens und Vororte des Landes, in das einzuwandern sie im Begriffe waren. Phoeniker[1] bewohnen es. Aber die Hoffnung, dass ihnen nunmehr ein ruhiges, friedliches Leben zuteil werden sollte, erwies sich als trügerisch (2 Mos. 17,8ff.). 215 Der herrschende König des Landes nämlich bot aus Furcht vor einer Verheerung seines Gebiets die junge Mannschaft aus seinen Städten auf und trat ihnen entgegen in der Absicht,


  1. d. i. Amalekiter.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/056&oldid=- (Version vom 1.8.2018)