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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

als Regen gefallen war, nicht nur unverändert, sondern hatte auch das doppelte Mass. 208 Die Verwendung nun war folgende (4 Mos. 11,8): am frühen Morgen sammelten sie die herabgefallene Speise und mahlten oder zerrieben sie, darauf kochten und genossen sie die ganz süsse Speise, die wie Honiggebäck schmeckte, ohne weitere Bäckerarbeit nötig zu haben. 209 Aber auch an Speise für ein behaglicheres Leben hatten sie alsbald keine Not, denn die Gottheit hatte beschlossen alles, was in bewohntem und reichern Lande vorhanden war, in reichem Ueberfluss ihnen in der Wüste zu gewähren. An den Abenden nämlich wurde ein dichter Schwarm von Wachteln vom Meere herbeigeführt und bedeckte das ganze Lager (2 Mos. 16,13), den Flug ganz niedrig über der Erde nehmend, sodass sie leicht gefangen werden konnten (4 Mos. 11,31). Diese fingen sie und bereiteten sie zu, wie es einem jeden angenehm war, und genossen so äusserst wohlschmeckendes Fleisch; durch diese als nötig empfundene Zukost machten sie zugleich die Hauptnahrung schmackhafter[1].

210 (38.) Während sie nun diese Gaben ohne Unterbrechung in reicher Fülle hatten, kam von neuem die Plage drückenden Mangels an Wasser über sie, und sie gerieten bereits in Verzweiflung ob ihrer Rettung. Da nahm Moses den heiligen Stab, mit dessen Hilfe er die Wunder in Aegypten verrichtet hatte, und schlug, von göttlichem Geiste ergriffen, den schroffen Fels (2 Mos. 17,1ff.). 211 Sei es nun dass dieser im rechten Moment in einer schon vorher darunter befindlichen Wasserader getroffen wurde, oder dass gerade jetzt zum ersten Male in unsichtbaren Kanälen Wasser massenhaft in ihm zusammenströmte und unter starkem Druck sich herausdrängte: durch die Gewalt der Strömung öffnet er sich und es ergiesst sich aus ihm Wasser nach Art eines Springbrunnens, so dass es nicht nur jetzt Abhilfe gegen den Durst gewährte, sondern auch für längere Zeit reichlichen


  1. Philo spricht hier von regelmässigem Erscheinen der Wachteln am Abend, in auffallendem Widerspruch mit dem Bibeltext (2 Mos. 16,13), nach welchem die Wachteln damals nur einmal, und zwar vor dem Manna, erschienen. Der Widerspruch löst sich dadurch, dass Philo mit der erwähnten Bibelstelle hier gleich die andere (4 Mos. 11,31) verbindet.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/055&oldid=- (Version vom 1.8.2018)