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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

muss er wohl folgerichtig auch an dessen Besitz teilhaben, soweit es ihm von Nutzen ist. 157 Während nämlich die Gottheit, der ja alles gehört, nichts braucht, besitzt der weise Mensch zwar im eigentlichen Sinne nichts, nicht einmal sich selbst, aber er hat an den wertvollen Gütern der Gottheit, soweit er dazu imstande ist, Anteil. Und ist das [p. 106 M.] nicht natürlich? Ist er doch ein Weltbürger und aus diesem Grunde keinem der Staaten der bewohnten Erde als Bürger angehörig, und dies mit Recht, da er nicht einen Teil eines Landes, sondern das gesamte Weltall als Erbteil erhielt. 158 Wie denn? Genoss er nicht die erhabenere Gemeinschaft mit dem Vater und Schöpfer des Alls und wurde er nicht der gleichen Benennung gewürdigt? Er wurde ja des ganzen Volkes Gott und König genannt, und es heisst von ihm, dass er in das Gewölk, wo die Gottheit weilte, eingetreten sei (2 Mos. 20,21), d. h. in die gestaltlose, unsichtbare, körperlose urbildliche Wesenheit der Dinge, wo er das für eine sterbliche Natur Unsichtbare wahrnahm. Und wie ein wohlausgeführtes Gemälde sich und sein Leben der Welt vorführend, hat er ein vollkommen schönes und gottähnliches Werk als ein Vorbild hingestellt für alle, die es nachahmen wollen. 159 Glücklich alle, die das Bild ihren Seelen eingeprägt oder einzuprägen sich bemüht haben; denn die Seele soll am liebsten das vollkommene Abbild der Tugend oder, wenn nicht dies, so doch wenigstens das unerschütterliche Verlangen nach Gewinnung dieses Bildes in sich tragen. 160 Aber auch das ist niemand unbekannt, dass die Geringen die Angesehenen nachahmen und ihre eigenen Bestrebungen darauf richten, wonach jene vornehmlich zu streben scheinen. Wenn nun ein Führer damit vorangeht, dass er den Genüssen frönt und üppiger Lebensweise sich hingibt, so lassen auch fast alle seine Untergebenen den Begierden des Bauches und den noch niedrigeren Lüsten über das Mass des Bedürfnisses hinaus die Zügel schiessen, es sei denn dass ab und zu einer sich einer glücklichen Natur erfreut durch den Besitz einer nicht tückischen, sondern gütigen und liebevollen Seele. 161 Hat jener aber ein ernsteres und edleres Ziel sich gewählt, so wenden auch die allzusehr der Selbstbeherrschung

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/044&oldid=- (Version vom 1.8.2018)