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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

einzeln nacheinander, so gut ich kann, mitteilen. Die erste (2 Mos. 8,20) kam in Gestalt des frechsten von allen Geschöpfen in der Natur, der Hundsfliege, deren Namen die Erfinder der Namen in ihrer Weisheit treffend aus den Benennungen für die schamlosesten Tiere, die Fliege und den Hund, das frechste der Landtiere und ebenso der Flugtiere, zusammengesetzt haben; denn beide fallen mit furchtlosem Ungestüm über ihre Opfer her, und wenn man sie abzuwehren sucht, kämpfen sie mit unbezwinglicher Wut, bis sie sich an Blut und Fleisch gesättigt haben. 131 Die Hundsfliege nun, die die Frechheit beider Tiere in sich vereint, ist ein bissiges, tückisches Tier; denn aus der Ferne schiesst sie einem Geschosse gleich schwirrend heran, fällt einen mit grosser Heftigkeit an und krallt sich fest. 132 Diesmal aber war ihr Ueberfall noch dazu von Gott verhängt, sodass ihre Feindseligkeit eine doppelte Stärke hatte, denn ihr kam jetzt nicht nur ihre natürliche Ueberlegenheit, sondern auch die göttliche Vorsehung zustatten, die das Tier wappnete und zu kräftigem Kampfe gegen die Bewohner des Landes antrieb. 133 Nach der Hundsfliege folgte wiederum ohne menschliche Mitwirkung eine Strafe, das Sterben des Viehes (2 Mos. 9,3ff.). Grosse Rinder-, Ziegen- und Schafherden und alle Arten von Zugvieh und anderen Tieren wurden wie auf Verabredung an einem Tage haufenweise vernichtet und kündeten so den Untergang von Menschen an, der bald nachher erfolgen [p. 102 M.] sollte, wie es bei seuchenartigen Krankheiten der Fall zu sein pflegt; denn, wie man sagt, ist gewissermassen ein Vorspiel für pestartige Erkrankungen das plötzliche Sterben der vernunftlosen Tiere.

134 (24.) Nach dieser kam die zehnte und letzte Strafe, die alle früheren übertraf, das Sterben der Aegypter (2 Mos. 12,29 ff.), aber nicht aller – denn Gott wollte das Land nicht entvölkern, sondern nur verwarnen –, auch nicht der meisten Männer und Weiber jeglichen Alters zugleich, sondern die übrigen lässt er am Leben und verhängt den Tod nur über die Erstgeborenen, mit dem ältesten der Kinder des Königs anfangend und aufhörend

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)